Nächste Runde im Datenklau-Streit zwischen Skidata und Axess

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Symbolbild.(c) REUTERS (KACPER PEMPEL)
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Betriebsspionage? Zwei Salzburger Firmen liefern einander heftige Schlammschlacht.

Wien. Der Rechtsstreit schwelt seit Monaten, manche nennen ihn einen verspäteten Rosenkrieg. Die Akteure: Skidata und Axess, zwei Salzburger Anbieter von Zutrittssystemen, zum Beispiel für Skilifte.

Skidata ist das ältere Unternehmen, Ex-Manager von dort gründeten vor Jahren die Konkurrenzfirma Axess. In dem Konflikt geht es freilich nicht darum – sondern um Betriebsspionage. Skidata soll Daten auf den Servern des Mitbewerbers ausgespäht, diesem dann mangelnde Datensicherheit unterstellt und so versucht haben, Kunden abzuwerben, lautet der Vorwurf. Skidata-Chef Hugo Rohner bestreitet das vehement: „Wir haben nichts falsch gemacht“, sagt er zur „Presse“ und verweist darauf, dass die Staatsanwaltschaft Salzburg ihre Ermittlungen in der Sache eingestellt hat. Dadurch fühle man sich auch moralisch bestärkt, sagt Rohner.

„Ich nehme das zur Kenntnis, aber zugleich erschüttert es mich, wenn ein CEO sagt, alles, was nicht strafbar ist, sei richtig“, kontert Axess-Anwalt Stefan Prochaska und verweist seinerseits auf einen OGH-Beschluss, der eine einstweilige Verfügung gegen Skidata bestätigt. Darin heißt es, Skidata dürfe widerrechtlich erlangte Daten nicht nutzen oder weitergeben und nicht behaupten, die Axess-Daten seien unsicher.

Aber wie kam es überhaupt so weit? Schon vor Jahren hatte ein Skidata-Mitarbeiter bei einem Axess-Kunden eine Bildschirmanzeige fotografiert, auf der auch eine bestimmte Internetadresse – die URL – zu sehen war. So gelang es ihm, auch an Daten anderer Kunden zu gelangen. Insgesamt zumindest zwölfmal habe der Skidata-Mitarbeiter auf Daten verschiedener Axess-Kunden zugegriffen, heißt es im OGH-Beschluss – so lange, bis es ab Februar 2016 durch Änderungen in den Anwendungen von Axess nicht mehr möglich gewesen sei. Und weiters, dass an der Rechtswidrigkeit der Erlangung der Daten durch das Eindringen in das fremde Computersystem kein Zweifel bestehe.

„Nie Kunden abgeworben“

„Wir haben das nie benützt, um Kunden abzuwerben“, sagt Rohner zur „Presse“. Ja, sein Mitarbeiter habe die Fotos gemacht, sich aber zunächst nichts dabei gedacht. Erst im Zuge eines Zertifizierungsprozesses im Jahr 2015 sei man wieder darauf aufmerksam geworden und habe im Dezember auch Axess von dem Problem verständigt. Warum erst so spät? „Weil wir erst da gemerkt haben, wie ernst das Problem ist.“ Weitergegeben haben man lediglich eine Information an eigene betroffene Kunden. „Und es sind Kunden auf uns zugekommen.“

Zum OGH-Beschluss meint Rohner, in diesem gehe es bloß um eine einstweilige Verfügung, die ohne Beweisverfahren ergangen sei. „Jetzt kommt es auf das Hauptverfahren an, dem sehen wir gelassen entgegen.“ Genauso dem Antrag auf Wiederaufnahme der strafrechtlichen Ermittlungen, den die Gegenseite eingebracht hat. Eine Geldstrafe von 10.000 Euro hat Skidata ebenfalls ausgefasst. In einem ORF-Interview soll ein Manager des Unternehmens gegen die einstweilige Verfügung verstoßen haben. Auch dagegen wolle man Rechtsmittel ergreifen, sagt Rohner: Man habe bloß auf eine Medienkampagne der Gegenseite reagiert. „Und nur Sachen gesagt, die man sagen durfte.“

„Wer lesen kann, soll den OGH-Beschluss genau lesen“, hält Axess-Anwalt Prochaska dem entgegen. Auch hohe Schadenersatzforderungen stehen im Raum. So viel steht fest: Der Streit ist noch lange nicht zu Ende.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2016)

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