Neujahrsballett 2019 mit Kostümen von Arthur Arbesser

Alice Firenze und Davide Dato sind eines der vier ­antanzenden  Csárdás-Paare.
Alice Firenze und Davide Dato sind eines der vier ­antanzenden Csárdás-Paare.Günther Pichlkostner
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Prosit 2019! Das "Schaufenster" darf exklusiv die Kostüme des Neujahrsballetts
von Arthur Arbesser präsentieren. Vorab unterhielten wir uns mit dem
Designer sowie dem Choreografen Andrey Kaydanovskiy.

Schon als Teenager stellte sich Arthur Arbesser nach der Schule oft um einen Stehplatz in der Staatsoper an. Ganz so intim wie Choreograf und Tänzer Andrey Kaydanovskiy sei er mit dem Haus aber trotzdem nicht vertraut: „Andrey ist buchstäblich hier aufgewachsen und kennt wirklich jeden Winkel. Er hatte entsprechend viele Ideen, wo die TV-Aufnahmen entstehen können“, sagt Arbesser. Die Anfrage, Kostüme für das Neujahrsballett zu entwerfen, sei „irgendwann um den Opernball herum“ gekommen, erinnert sich der in Mailand lebende Designer. Solange die Musikauswahl nicht feststand, entwarf Arbesser „ein bisschen vor sich hin“, sobald die Wahl auf den Walzer „Künstlerleben“ und den Csárdás aus „Ritter Pásmán“ gefallen war, wurde seine Arbeit konkreter.

Arthur Arbesser gilt als Ausnahmetalent. Nun entwarf er erstmals Kostüme.
Arthur Arbesser gilt als Ausnahmetalent. Nun entwarf er erstmals Kostüme.Carolina Frank

„Als zwei junge Wilde, oder zumindest zwei Beteiligte, die ein bisschen neuen Schwung in das Ballett bringen wollten, haben Andrey und ich uns von Anfang an gut verstanden“, erinnert sich Arbesser. Zunächst hätten sich die beiden im WhatsApp-Chat ausgetauscht, ehe sie sich auf bestimmte Ansätze festlegten. Bei den Kostümen für die fünf Paare, die den „Künstlerleben“-Walzer in der Staatsoper selbst für die TV-Aufzeichnung tanzten, ließ sich Arbesser von der Idee leiten, dass es sich um unterschiedliche Figuren oder Rollen handeln sollte, die besonders die Damen im Laufe eines Künstlerlebens annehmen können. Das habe zu relativ unterschiedlichen Anmutungen der Kostüme geführt, wobei sie farblich aufeinander und auch auf die Kostüme der Herren abgestimmt sind.

Der Csárdás, getanzt in Schloss Grafenegg von vier Paaren, ist eine andere Angelegenheit: „Das Schloss selbst ist schon eine Mischung aus unterschiedlichen Stilrichtungen, darum fand ich es wichtig, expressive Kostüme in starken Farben mit ausgeprägter Kontrastwirkung zu entwerfen“, sagt der Designer. Nicht nur mit dem Choreografen verlief die Zusammenarbeit harmonisch, auch vom Einsatz der Tänzer zeigt sich Arbesser nachhaltig beeindruckt: „Dieses Streben nach Perfektion ist ganz außergewöhnlich in einer Zeit, da so etwas vielerorts leider nicht mehr an der Tagesordnung steht.“ Als Opernbesucher habe dem Ballett, meint der junge Mann, einst zwar nicht sein besonderes Interesse gegolten, die Umsetzung dieses großen Projekts habe nun aber seinen Blick geschärft.

Ein Csárdás von Strauß aus „Ritter Pásmán“, getanzt in Schloss Grafenegg.
Ein Csárdás von Strauß aus „Ritter Pásmán“, getanzt in Schloss Grafenegg. Günther Pichlkostner

Wie Haute Couture

Eine besondere Erfahrung war offenbar auch die Arbeit mit den Art-for-Art-Werkstätten, wo die Kostüme nach Arbessers Entwürfen genäht wurden: „Mein größter Respekt gilt ohnehin Handwerkern, die Meister ihres Fachs sind“, sagt der Designer, der regelmäßig in Italien Produktionsbetriebe besucht. „Wie schnell da aber meine Skizzen verstanden wurden, wie akribisch genau man arbeitete, mit welcher Liebe zum Detail, das war schon etwas ganz Besonderes und absolut auf Haute-Couture-Level angesiedelt.“

Ob für den Designer, der mit diesem Projekt in die Fußstapfen etwa von Valentino und Westwood tritt, dieser Auftritt einen weiteren Schub seines Bekanntheitsgrads bedeutet, lässt sich schwer einschätzen. „In Italien sind jedenfalls alle ganz aus dem Häuschen, wenn sie davon hören“, sagt Arbesser. Er selbst wird zum ersten Mal am 1. Jänner vor Ort im Musikverein dem Neujahrskonzert lauschen: „Was eigentlich absurd ist. Da entwerfe ich nun die Kostüme für das Ballett und sehe es zum ersten Mal nicht in der Fernsehübertragung, weil ich beim Konzert bin.“

Text von Daniel Kalt

Gestaltung als Passion

„2019, nicht 1867“ soll man erspüren, sagt Choreograf Andrey Kaydanovskiy.
„2019, nicht 1867“ soll man erspüren, sagt Choreograf Andrey Kaydanovskiy.Benjamin Hofer

Wenn Andrey Kaydanovskiy von Balance spricht, dann denkt man sofort an das Wiener Staatsopernballett. Bis vor Kurzem war der in Moskau geborene und ausgebildete Sohn einer Ballerina und eines Schauspielers Mitglied des Ensembles. im heurigen Sommer hat er sich verabschiedet, um als Choreograf die Balance zwischen Tradition und Innovation zu halten. Aktuell beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, für das er heuer die vom ORF produzierten Balletteinlagen des Wiener Staatsballetts geschaffen hat.

„Wir haben den Walzer ,Ein Künstlerleben‘ von Johann Strauß Sohn in der Staatsoper gedreht. Da kommt man der Tradition nicht aus, die Bühne ist so vereinnahmend, die frisst einen auf“, sagt Kaydanovskiy. „Außerdem, das Neujahrskonzert hat ja ungeschriebene Regeln, ich habe da nicht gar so viel Freiheit, es muss immer ein Walzer im Neujahrskonzert bleiben. Trotzdem will ich etwas Neues zeigen. 2019 und nicht 1867. Ich musste mehr Überzeugungsarbeit leisten als zu choreografieren, damit das, was der ORF sich vorstellt (Anm.: Produzentin ist Karin Veitl), und das, was die Tänzerinnen und Tänzer brauchen, zusammenkommt.“

Schon als Tänzer mit schauspielerischem Talent hat Kaydanovsky seiner Leidenschaft fürs Gestalten gefrönt. Die vom ihm kreierte Hexe Madge im romantischen Ballett „La Sylphide“ ist legendär. Bereits zwei choreografische Kreationen sind im Repertoire des Staatsballetts. „Das hässliche Entlein“ und „Der Feuervogel“ sind in der Volksoper uraufgeführt worden. Auch als freier Choreograf mangelt es ihm nicht an Aufträgen. Moskau, Hamburg und München stehen auf seiner Agenda des leidenschaftlichen Geschichtenerzählers. Sein nächstes Ballett hat er bereits im Kopf, das Bayerische Staatsballett wird tanzen.

Mit fünf Paaren studierte Kaydanovskiy die Walzer-Choreografie ein.
Mit fünf Paaren studierte Kaydanovskiy die Walzer-Choreografie ein. Günther Pichlkostner

Die Idee sammelt er in einem schnell vollgeschriebenen Notizbuch, das er immer mit sich trägt: „Ich schaue mir zuerst den Raum an, dann das Ensemble, mit dem ich arbeiten werde, dann beginnt die Idee zu reifen und ich suche die Musik oder einen Komponisten.“ Bis zum Probenbeginn ist der Prozess, der Kaydanovskiy vor allem reizt, nahezu beendet. Gereizt hat ihn auch das Choreografieren des ungarischen Csárdás aus Johann Strauß Sohn einziger Oper „Ritter Pásmán“, gedreht im Schloss Grafenegg. „Eine Choreografie für einen Csárdás zu finden war spannend.“

Ob er am 1. Jänner vor dem Fernsehschirm sitzen wird, ist nicht sicher. Seine Lebensgefährtin, die Tänzerin Rebecca Horner, erwartet noch vor Weihnachten das zweite Kind, auch der Vater wird wenig Muße haben. „Ich bin ohnehin schon längst woanders. Mit dem letzten Drehtag im Sommer hat es mich kaum noch interessiert.“ Choreograf Kaydanovskiy ist am Weg mehr interessiert als am Ziel.

Text von Ditta Rudle

Info

Das Neujahrskonzert und -ballett wird am 1. Jänner 2019 um 11.15 Uhr im Musikverein, ORF 2 und Ö1 live übertragen, eine Wiederholung ist um 20.15 Uhr auf ORF III zu sehen.

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