Hans Weigand: Nur keine Routine

Der Künstler Hans Weigand vor dem jüngsten Bild der aktuellen Ausstellung.
Der Künstler Hans Weigand vor dem jüngsten Bild der aktuellen Ausstellung.(c) Daniel Novotny
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In Tirol stellt der Künstler Hans Weigand das Wasser in den Mittelpunkt. Und bricht parallel zu neuen Ufern auf: Er schreibt an einem Buch.

Wenn Sie ein bissl Zeit haben, dann erzähl' ich's Ihnen“, sagt Hans Weigand. Und so erfährt man, wie es kam, dass er vor zwanzig Jahren in Kalifornien mit seinen Künstlerfreunden Raymond Pettibon und Jason Rhoades auf einem Boot wohnte („Life / Boat, eine Art Alternativprojekt zur Kunstszene“). Dass die beiden anderen dachten, er, Weigand, habe eh einen Bootsschein („Da habe ich gesagt: ,Ihr spinnt's wohl, ich komm aus die Berg‘“). Und dass sie zusammen auf dem Boot dann mehr als ein Mal in Seenot gerieten.

Die Zeit in Kalifornien, am Boot in der Marina von Los Angeles und in der Surfpunkszene – einer Art Gegenmodell zum glattgeschliffenen kalifornischen Surfertraum – erklärt ein bisschen, warum das Motiv des Meeres in den Bildern dominiert, die der gebürtige Tiroler Weigand in der Galerie Schmidt in Reith bei Alpbach ausstellt: In den Bildern, mit denen Weigand Techniken wie Holzschnitt und Kupferstich neu interpretiert, ist viel Wasser, da sind Wellen, die er aus Kupferstichpferdeschwänzen komponiert hat und Silver Surfer, die sie reiten.

Manchmal hat da jemand plötzlich eine E-Gitarre in der Hand, wie der apokalyptische Reiter im jüngsten Bild, das erst kurz vor der Ausstellung fertig wurde („Das habe ich völlig unterschätzt“) und das neben den Wellen einige überraschende Elemente bietet, wenn man denn genau genug hinschaut: die Hawaiianische Hotelruine, in der einst Elvis Presley spielte, Drohnen, eine obdachlose Frau mit ihrem Einkaufswagerl, die in seinen Werken öfter vorzukommen scheint.

„Früher hab ich mich geärgert“

Es ist ein kleiner, überraschend homogener Ausschnitt aus Weigands Kunst, die von Lithographie über Malerei und Grafik bis Fotografie reicht, über Videos und Skulpturen bis zu Musik: ein Allroundkünstler, wie manche schreiben. „Früher hab ich mich geärgert über sowas, aber jetzt kann ich damit leben, weil's irgendwie auch stimmt“, sagt der 65-Jährige über den Begriff. Umso mehr vielleicht, weil er neuerdings in einer weiteren Kunstform unterwegs ist: Er schreibt ein Buch.

Worum es geht, darüber mag er noch nicht sehr viel verraten: Die Geschichte spielt in der Kunstszene, sie prescht irgendwie in die Zukunft und kommt dann wieder zurück. Autobiografisch soll sie nicht sein, Weigands Erfahrungen von der wilden Wiener Kunstszene in den 80er-Jahren über die US-Westküste bis in seinen Bauernhof im Burgenland, verschiedenste Menschen, verschiedenste Genres, werden auf die eine oder andere Weise aber trotzdem einfließen. „Nächstes Jahr bringe ich es auf jeden Fall raus“, sagt er. „Ich wollt's heuer schon, aber ich habe ja vorher noch nie geschrieben und daher ist das alles völlig neu.“

Das Schreiben – täglich von halb acht bis elf – sei für ihn durchaus ein Verlassen der Komfortzone, sagt Weigand. „Weil mit der Kunst weißt du irgendwann einmal, wie es geht. Und das Schreiben tut dann ein bisschen weh.“ Nichtsdestotrotz hat es ihn lange interessiert: „Es gibt so viele Modelle Kunst zu machen und meine ist eben die, dass ich immer wieder, wenn ich wo ansteh', woanders anfange. Weil wenn ich Routine mache, dann kann ich gleich was anderes machen.“

„Der ist so ein Musikrowdy“

Diese Einstellung ist nicht neu: Einst spielte er Gitarre in der legendären Künstlerband Pas Paravent. „Das war ein bissl die Idee von Punk, darauf zu pfeifen, perfekt zu sein, irgendwelche Regeln einzuhalten, die dir die Malerei auferlegt oder die Musik. Da waren wir wie Pioniere.“ Wofür man mitunter auch nicht ernst genommen wurde. „Ich muss heute noch lachen, wenn ich das les': Ja der Weigand, der ist ja eh mehr so ein Musikrowdy als ein bildender Künstler.“

Mit dem Schreiben wolle er jetzt freilich überhaupt nichts beweisen, sagt er. „Ich denke nur, man ist eine begrenzte Zeit auf dem Planeten und so viel man entdecken kann, soll man entdecken. Und wenn es nix ist, ist's halt nix. Aber da kommst auch erst drauf, wenn du es gemacht hast. Und ich will ja keinen Nobelpreis, ich will nur schauen, was los ist, wenn man das mal rausfließen lässt und dann in eine Form bringt. Und das hab ich als extreme Bereicherung gesehen.“

Zur Person

Hans Weigand (65) stellt derzeit in der Galerie Schmidt in Reith (Tirol) aus. Aufgewachsen in Absam (Tirol) studierte er bei Oswald Oberhuber an der Angewandten, war u.a. Gitarrist in der Künstlerband Pas Paravant und war dann unter anderem in Kalifornien künstlerisch tätig. Er arbeitet u.a. mit Lithografie, Malerei und Grafik und schreibt aktuell an einem Buch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2019)

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