Buddha mit extraterrestrischem Ursprung und Nazi-Geschichte

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Eine etwa tausend Jahre alte Statue, die 1939 von einer Tibet-Expedition der SS nach Berlin gebracht wurde und später in Wien auftauchte, wurde aus Ataxit gefertigt. Das ist ein Mineral, aus dem sehr wenige Meteoriten bestehen.

1938 wurden „die ersten Deutschen in der heiligen Stadt mit großer Wertschätzung empfangen“, sie erhielten „unzählige Geschenke wie getrocknete Schafe, Schweinemumien“. So berichtete es der, der die „ersten Deutschen“ nach Lhasa geführt hatte“ – der Zoologe und SS-Sturmbannführer Ernst Schäfer –, 1938 nach Berlin an Heinrich Himmler. Dieser hatte die „Deutsche Tibet-Expedition Ernst Schäfer“ ausgesandt, es ging um diplomatische Kontakte, vor allem aber um die „Urarier“: Himmler vermutete, dass Überlebende von Atlantis sich in den Himalaya gerettet hatten, deshalb gehörte zur Expedition auch Anthropologe und SS-Obersturmbannführer Bruno Berger – die Abenteuer des Indiana-Jones sind durchaus nicht ganz aus der Luft gegriffen –, er vermaß Schädel und fand ein „arisches Rasseelement“.

Man fand auch andere Schätze, etwa eine 10,6 Kilo schwere Statue eines sitzenden Mannes, der auf dem Brustpanzer eine Swastika trägt, das ist ein traditionelles Glückssymbol, ein Kreuz mit Haken, es sieht fast so aus wie das der Nazis – nur spiegelverkehrt –, vermutlich deshalb nahm die SS-Expedition die Statue mit. Nach dem Krieg verlieren sich die Spuren, 2007 tauchte das Stück bei einer Versteigerung auf, Gero Kurat vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM) erwarb es, als Privatmann – das Museum selbst hatte nicht genug Geld –, er wollte es erforschen, starb aber. Deshalb ist erst jetzt geklärt – an einem Stück vom Sockel, das im NHM aufbewahrt wird –, woraus die Statue besteht. „Sie hat einen extraterrestrischen Ursprung“, berichtet Theo Ntaflos (Lithosphärenforschung, Uni Wien), „und die, die die Statue gemacht haben, haben gewusst, wie wertvoll das Material war, sie haben die Statue vergoldet.“

„Himmelseisen“ nennen es die Tibeter

Unter dem Gold war Ataxit, Ntaflos hat es mit Franz Brandstätter (NHM) und deutschen Kollegen erkundet (Meteoritics & Planetary Science, 26.9.): Aus Ataxit – es enthält viel Eisen und Nickel – bestehen einige Meteoriten, wenige, man kennt nur um die 50. Einer wurde 1913 entdeckt, an der Grenze Sibirien/Mongolei, er war in Stücke zerborsten. Und eines davon muss schon viel früher gefunden worden sein, daraus wurde die Statue. Solche Himmelsgaben genossen in allen Kulturen Verehrung, der „Stein von Delphi“ war vermutlich ein Meteorit, der in der Kaaba von Mekka ist wohl auch einer. Man hat auch Gebrauchsgegenstände aus dem „Himmelseisen“ – so heißt es in Tibet: namchag – angefertigt, bei den Eskimos etwa waren Meteoriten die einzige Eisenquelle.

Aber so etwas wie die Statue gibt es sonst nicht, sie ist etwa tausend Jahre alt, und sie ist eben aus Ataxit. Mehr weiß man nicht, vor allem ist unklar, wen sie darstellt, man nennt sie vorläufig „Eisenmann“. Möglicherweise zeigt sie den buddhistischen Gott Vaisravana (in Tibet auch: Jambhala), der entweder ein Gott des Glücks oder einer des Kriegs sein kann. Allerdings ist dieser oft korpulent, und der Eisenmann ist doch relativ grazil, die Forscher vermuten deshalb, er könne eine „Stilhybride“ mit Elementen aus der früheren Bon-Kultur sein.

Aber diese Forscher sind allesamt Gesteinskundler, deshalb suchen sie Rat, „vor allem bei Archäologen und Ethnologen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2012)

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