Erbe des Kalten Krieges

Das 1972 gegründete IIASA versammelt Spitzenforscher.

Es war in der finstersten Zeit des Kalten Krieges: Ost- und Westblock standen sich feindlich und unversöhnlich gegenüber. Dennoch gab es auf beiden Seiten den Willen, Brücken zu bauen – zumindest in der Wissenschaft. Denn in jener Zeit, als jeder Staat für sich Forschung betrieb, reifte die Erkenntnis heran, dass die großen Probleme der Welt nur gemeinsam gelöst werden können. Ab 1965 verhandelten deshalb US-Präsident Lyndon B. Johnson und der sowjetische Premierminister Alexej Kosygin über eine gemeinsame Forschungseinrichtung.

Im Bestreben, sich international als neutraler Standort zu positionieren, hat Österreich angeboten, das ehemalige Habsburger-Schloss Laxenburg herzurichten, den Forschern um einen symbolischen Schilling zu überlassen und Steuerfreiheit zu gewähren. Damit setzte sich Laxenburg gegen die Konkurrenzstandorte Fontainbleau (Frankreich) und Essex (England) durch. Am 4. Oktober 1972 wurde das IIASA feierlich in London konstituiert, schon bald übersiedelten die ersten Forscher nach Laxenburg.

Nach Ende des Kalten Krieges erschien das IIASA vielen Beteiligten als obsolet – dennoch gab es auch viele Stimmen, die die internationale Forschungskooperation als unersetzlich ansahen. Eine Meinung, die bis heute aufrecht ist. Das Institut hat seine Aufgaben neu definiert, nun steht es für Systemforschung in den Bereichen Energie und Klimawandel, Lebensmittel und Wasser sowie Armut und Gleichheit – die 200 Wissenschaftler rekrutieren sich vorallem aus den aktuell 20 Mitgliedsländern aus Europa, Amerika, Asien und Afrika. Österreich ist über die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am IIASA beteiligt. Viele heimische Universitäten – konkret: TU Wien, Boku, WU Wien, TU Graz und Uni Klagenfurt – betreiben intensive Forschungskooperationen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2012)

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