Mars: Kein Methan in der Luft, also auch kein Leben im Boden

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Das chemische Analysegerät des Rovers „Curiosity“ hat in der Atmosphäre des Nachbarn nichts Biogenes gefunden.

Als die Nasa ihren Schlachtruf, mit dem sie jahrzehntelang Geld für immer neue Missionen akquirierte – „Wasser auf dem Mars!“ –, schon selbst nicht mehr hören konnte, kam 2003 neue und ganz andere Hoffnung auf die Sichtung von Leben oder zumindest Spuren davon: „Methan auf dem Mars!“ Nasa-Mitarbeiter Michael Mumma hatte es in der Atmosphäre entdeckt, dort war es nur kurz, aber doch in einer relativ hohen Konzentration: 30 bis 45 Teilchen pro Million (ppm), vier Jahre später fand sich Ähnliches, auch nur kurz. Also lag die Schlussfolgerung nahe: Das Methan kam aus dem Boden, wenn er im Marsfrühjahr auftaute, und in der dünnen Marsatmosphäre wurde es vom UV-Licht der Sonne rasch zersetzt.

Und aus dem Boden konnte es kommen, weil es dort von Bakterien produziert worden war. Sie (und andere biologische Prozesse) sorgen auf der Erde für den überwiegenden Teil des Methans in der Atmosphäre – 1700 ppm –, der kleinere Teil ist geogen. Also war eine der Hauptaufgaben des Marsrovers „Curiosity“ das Aufspüren von Methan, das tut er mit einem Messgerät – SAM (Sample Analysis at Mars) –, das Luft aufnimmt und mit einem Laser beschießt, dann zeigen sich die Absorptionslinien. Und in den ersten beiden Tests zeigte sich wirklich etwas, immerhin sieben bis acht ppm.

Methan von der Erde im Analysegerät

Aber die kamen daher, dass in der Messkammer noch Luft von der Erde war. Als man sie abgepumpt hatte, fand sich in weiteren zwei Versuchen mehr oder weniger nichts – zwei bis fünf ppm –, es müssten aber 25 bis 35 sein, wenn das Szenario der aus dem Boden gasenden Bakterien stimmen würde, das zeigen Simulationen. „Wir haben bisher kein Methan entdeckt“, konzediert Chris Webster (Nasa), und natürlich betont er das „bisher“. Eher auf den Raum setzt hingegen Mumma, der damals das Methan detektiert hatte, er vermutet, dass der Rover in der falschen Region ist. Aber ebenso gut möglich ist, dass die früheren Sichtungen Messfehler waren.

Die Nasa selbst, die seit Wochen den Hype um Curiosity mit dem Methan am Kochen hält, hat natürlich noch einen Trumpf in der Hand bzw. in SAM: Das nächste Mal sollen die Kohlenstoffisotopen im Methan (CH4) unterschieden werden: Biogenes Methan hat 12C, geogenes 13C. Zudem will man zur exakteren Messung das Methan der Messkammer konzentrieren, indem man das CO2 – es stellt über 95 Prozent der Marsatmosphäre – abpumpt. Dann könnte man das Methan, falls es überhaupt da ist, auf Teilchen pro Milliarde genau bestimmen. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2012)

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