Der erste österreichische Satellit tritt seine Reise an

(c) APA/TU GRAZ/ Helmut Lunghammer (TU GRAZ/ Helmut Lunghammer)
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Am 12. Dezember soll TUGSAT-1 in Indien starten. Vergangenen Montag wurde er in Graz feierlich verabschiedet. TUGSAT-1 ist ein Forschungssatellit, der Österreich in die Reihe der Raumfahrtnationen befördern wird.

Das Warten hat ein Ende: Nach eineinhalb Jahren Verzögerung ging „TUGSAT-1“ nun auf die erste Etappe seiner Reise, die ihn schließlich in die Erdumlaufbahn in 800 Kilometer Höhe führen soll. TUGSAT-1 ist ein Forschungssatellit, der Österreich in die Reihe der Raumfahrtnationen befördern wird: Konzipiert und gebaut wurde er an der TU Graz – in enger Kooperation mit der Uni Toronto, die den Schwestersatelliten UniBRITE im Auftrag der Universität Wien gefertigt hat. Am Montag wurde TUGSAT-1 in Graz feierlich verabschiedet, er wurde in das südindische Satish Dhawan Space Centre geflogen, wo er aller Voraussicht nach am 12.Dezember gemeinsam mit einem indischen Telekom-Satelliten (bei dem es die Verzögerung gab) starten wird.

TUGSAT-1 und UniBRITE sind Teil der Forschungsmission BRITE (Bright Target Explorer), in der insgesamt sechs Satelliten (aus Kanada, Österreich und Polen) zwei Jahre lang die Strahlung besonders heller Sterne analysieren wird. Diese zeigen, über einen längeren Zeitraum beobachtet, ein feines Pulsieren. Die Forscher erhoffen sich aus den Messdaten Aufschluss über das Geschehen im Inneren der Sterne, über ihre chemische Zusammensetzung, ihr Alter und ihre Rotation. Die Daten werden von den Satelliten an Bodenstationen an der TU Graz bzw. der TU Wien gesendet, wo sie ausgewertet werden.

TUGSAT-1 und UniBRITE sind mit einer Kantenlänge von 20 Zentimetern und einem Gewicht von rund sieben Kilogramm sogenannte „Nanosatelliten“, also extrem kleine Satelliten, die mit einem überschaubaren Aufwand konstruiert, gebaut und gestartet werden können. Die Kosten für die österreichische Satellitenmission werden mit rund 1,5 Millionen Euro angegeben, Förderungen kamen unter anderem aus dem Luft- und Raumfahrtprogramm ASAP der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). BRITE ist die weltweit erste Nanosatellitenkonstellation, an der mehrere Satelliten aus mehreren Staaten beteiligt sind.

So klein die Satelliten auch sind, in ihnen steckt extrem viel Know-how – das nicht nur von Forschungsprofis kam, sondern auch von Studenten. „Dass Studierende an einem realen Weltraumprojekt mit an Bord sind, ist eine Besonderheit“, erläutert der Projektleiter Otto Koudelka (Institut für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz). Ein technisches Schmankerl: Eine bei Nanosatelliten erstmals eingesetzte Methode der Dreiachsenstabilisierung erlaubt es, dass eine Spezialkamera einen Stern bis zu 15 Minuten präzise im Fokus behalten kann. Damit Österreich zur Weltraumnation werden konnte, waren neben technischen Aktivitäten auch juristische nötig: Um Fragen der Registrierung und Haftung zu klären, musste ein Weltraumgesetz erarbeitet werden – federführend von Völkerrechtlern der Universitäten Linz und Wien. Im Vorjahr hat das Parlament das Gesetz einstimmig beschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2012)

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