Auch Karpfen haben einen Magnetsinn – aber wozu?

Karpfen
Karpfen(c) AP (Thomas Kienzle)
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In den Zubern auf den Märkten richten sich die Tiere nach Norden aus. In der Natur hilft das vielleicht beim Schwarmbilden. Burda hat schon mehrfach mit ähnlichen Funden überrascht.

Jedes Jahr werden in der Tschechischen Republik vor Weihnachten um die 14.000 Tonnen Karpfen verkauft, lebende, zwischen fünf und sechs Millionen Stück. Die Kunden tragen sie nach Hause und halten sie in Gefäßen oder der Badewanne frisch, manchen bleibt das Schlachten erspart, sie werden von den Käufern freigesetzt. Und dann schwimmen sie (auch) einem Sinn nach, den man ausgerechnet bei Karpfen nicht vermutet hätte: dem Magnetsinn.

Dass es den überhaupt gibt, hat 1965 der Frankfurter Zoologe Wolfgang Wiltschek entdeckt, an Zugvögeln, inzwischen wurde er bei vielen anderen Tieren bestätigt, die sich bei Wanderungen über weite Distanzen auch in der Dunkelheit der Nacht oder der Meere orientieren müssen. 1975 fand Joseph Kirshvink dann heraus, wie dieser Sinn funktioniert: Die Tiere haben ein Mineral im Körper, das sie selbst produzieren, Eisen enthält und sich deshalb nach dem Magnetfeld ausrichtet: Magnetit, F3O4. Heuer fand Kirshvink dieses Mineral auch im Geruchsgewebe von Forellen, manche Arten wandern weit, so wie Lachse und Aale, alle haben diesen Sinn.

Ihn hat Hynek Burda (Prag) nun auch in den Zubern gemessen, in denen die Karpfen auf den Märkten angeboten werden: Sie richten sich trotz aller Enge bevorzugt nach Norden aus (PLoS One, 5.12.). Burda hat schon mehrfach mit ähnlichen Funden überrascht – bei Rindern und Füchsen –, aber wozu dieser Sinn bei Karpfen gut sein soll, die schon lange in der Zucht gehalten werden, weiß er auch nicht: „Vielleicht hilft es bei der Schwarmbildung auf der Flucht vor Gefahr, und vielleicht erleichtert der Magnetsinn auch vielen anderen Tieren die Bildung von Schwärmen.“ jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2012)

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