Medikamente: Produktion wie in der Natur

Medikamente
Medikamente (c) Erwin Wodicka
  • Drucken

Das ACIB nimmt an einem riesigen europäischen Pharmaforschungsprojekt teil. Neue, umweltfreundlichere Produktionsmethoden für Medikamente sollen entwickelt werden.

Herkömmliche chemische Synthesen sind eine aufwendige Angelegenheit: Viele Reaktionen erfordern hohe Temperaturen oder hohe Drücke – das ist teuer. Zudem fallen oft auch große Mengen an Nebenprodukten oder nicht umgesetzten Rohstoffen an – was vor allem bei biologisch wirksamen Substanzen ein Umweltproblem ist. Die Natur macht es ganz anders: In Lebewesen werden selbst komplizierteste Verbindungen bei Umgebungstemperatur und -druck synthetisiert, „Chemiemüll“ fällt dabei fast keiner an.

Die Pharmaindustrie will sich davon etwas abschauen: In dem Großprojekt „CHEM 21“ (Chemie für das 21. Jahrhundert) sollen neue, umweltfreundlichere Produktionsmethoden für Medikamente entwickelt werden. Im Kern geht es dabei um die Suche nach besseren Katalysatoren für chemische Reaktionen – neben billigeren metallischen Substanzen als Ersatz für das teure und knappe Platin sind das insbesondere Enzyme, also Biokatalysatoren. Das vierjährige Projekt, das von der „Initiative Innovative Medizin“ (IMI) mit 26,4Millionen Euro finanziert wird, wird von der Uni Manchester und GlaxoSmithKline geleitet, das K1-Kompetenzzentrum ACIB (Austrian Center of Industrial Biotechnology) in Graz, Wien und Innsbruck ist beim größten Teilprojekt, „Synthetische Biologie“, federführend. Dabei sollen in Mikroorganismen ganze Reaktionskaskaden „eingebaut“ werden, die in einem Schritt gleich mehrere chemische Umwandlungen durchführen. Das kann neben Ressourcenschonung und Qualitätssteigerung auch zu einer Verbilligung führen: So ist der Preis des Anti-Malaria-Mittels Artemisin nach der Einführung einer biotechnologischen Herstellungsmethode stark gesunken, sodass es nun auch in armen Ländern leistbar ist.

IMI ist eine Kollaboration zwischen Industrie und der EU: Die beiden Partner steuern jeweils die Hälfte des Gesamtbudgets von zwei Milliarden Euro bei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.