Tiroler üben in Marokko für Marsreise

(c) APA ÖWF KATJA ZANELLA-KUX
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Von Innsbruck aus bereitet das „Österreichische Weltraumforum“ einen internationalen Feldversuch in Marokko für künftige Aufenthalte auf dem Mars vor. Drei „Astronauten“ werden einen Härtetest unterzogen.

Innsbruck. Zahlreiche Bücher wie Alexej Tolstois Roman „Aelita“ von 1923 und Filme wie „Mission to Mars“ von Brian de Palma aus dem Jahr 2000 handeln von Reisen zum Mars, diesen Herbst gründete die Nasa eine Arbeitsgruppe für eine bemannte Marsmission bis Mitte der 2030er, gemeinsam mit Russland und anderen Staaten.

Und während Sonden den Mars umkreisen und Robot-Rover über ihn kriechen und Bilder schicken, zieht das „Österreichische Weltraumforum“ (ÖWF) im Februar in der Wüste von Marokko ein Feldmanöver für künftige Marsreisen durch: Drei „Astronauten“ werden im Rahmen eines zwölfköpfigen Teams einen technisch wegweisenden Spezialanzug einem Härtetest unterziehen, Marsrover werden erprobt und wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Überwacht wird das Manöver namens „Mars 2013“ von einem Team in der Einsatzzentrale des Tiroler Roten Kreuzes am Sillufer in Innsbruck, weshalb Innsbruck im Februar 2013 „Zentrum der Marsforschung“ sein wird, wie ÖWF-Chef Gernot Grömer, Astrophysiker aus Innsbruck, nicht unbescheiden meint.
Hauptschauplatz ist die Region Erfoud in Ostmarokko nahe Algerien, eine Gegend, die der auf dem Mars am Landeort der „Viking“-Sonden der Nasa von 1976 frappant ähnelt – wenngleich die Temperaturen auf dem Roten Planeten von plus 25 Grad Celsius bis minus 135 Grad schwanken.

Härtetest in der Sahara

Den Testastronauten aus Oberösterreich, Tirol und Italien dürfte die Saharahitze in ihren rund 45 Kilogramm schweren „Aouda“-Raumanzügen (nach einer Prinzessin aus dem Roman „In achtzig Tagen um die Welt“ von Jules Verne benannt) nicht so arg zusetzen: Die Aoudas sind klimatisiert.

Die Astronauten werden mindestens sechs Stunden täglich durch die Gegend schreiten und Aufgaben erledigen, Gesteinsproben entnehmen, Experimentalanordnungen bedienen und Erfahrungen darin sammeln, was einem so zustoßen kann, wenn man in einem klobigen Raumanzug steckt, den man im Ernstfall nicht einfach abstreifen kann – auf dem Mars gibt es praktisch keine Atmosphäre, man würde ersticken und noch schneller aufgrund des Körperdrucks platzen. Die Astronauten werden elektronisch fernüberwacht, Ärzte kontrollieren Daten wie Herzschlag vor Ort und in Innsbruck; einer der Mediziner ist Professor Thomas Luger, Anästhesist und Chefarzt des Roten Kreuzes in Innsbruck.

An „Mars 2013“ nehmen Teams aus 20 Staaten teil, die Nasa, ESA und Russland sind laut Grömer, der die Gesamtkosten auf „mehrere hunderttausend Euro“ schätzt, mit gemeinsamen Experimenten vertreten; die Kosten würden großteils von Firmen und Privatspendern getragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2012)

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