Raumfahrt: Das erste interplanetare Rendezvous

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Vor 50 Jahren flog das erste von Menschen gebaute Objekt erfolgreich an einem anderen Planeten vorbei: Die US-Sonde "Mariner II" passierte dreieinhalb Monate nach ihrem Start am 14. Dezember 1962 die Venus.

„Men are from Mars, Women are from Venus“ ist der Titel eines Bestsellers des US-Beziehungsberaters John Gray von 1992 und eines metallisch kreischenden Songs der britischen 90er-Jahre-Alternativrockband „The Curve“. Mit beiden Planeten haben sich schon die ältesten Kulturen beschäftigt, und was die Venus betrifft: Die wurde von Sumerern, Persern, Griechen und Römern mit Begriffen wie Liebe, Fruchtbarkeit und Bewässerung verbunden.

Am Freitag ist es 50 Jahre her, dass der Planet der Liebe erstmals ein Rendezvous mit einem irdischen Abgesandten hatte: Am 14. Dezember 1962 flog „Mariner2“, eine Sonde der Nasa bzw. des kalifornischen „Jet Propulsion Laboratory“, dreieinhalb Monate nach dem Start in Cape Canaveral (Florida) an ihr vorbei; freilich in ehrfurchtsvoller Distanz von etwa 35.000 Kilometern, zudem dauerte das Treffen nur 42 Minuten, dann entschwand Mariner.

Keine Kamera an Bord

Zudem war der Besucher blind: Er hatte zwar allerhand Messgeräte an Bord, aber keines war eine simple optische Kamera. Das war eigentlich bemerkenswert, denn Mariner2 war auch das erste Objekt von Menschenhand, das je einen fremden Planeten besucht hat. Okay, die sowjetische Sonde „Venera 1“ war zwar schon im Februar 1961 auf Kurs zur Venus gestartet worden. Der Kontakt riss aber nach wenigen Tagen ab, und obwohl man weiß, dass sie im Mai 1961 tatsächlich die Venus, den erdnächsten Planeten Richtung Sonne, passiert hat, so geschah das in über 100.000 km Abstand, jedenfalls hatte niemand etwas davon.

Die Menschheit musste noch einige Jahre warten, bis sie Sondenfotos von fremden Planeten bekam: Die sandte dann, 22 an der Zahl, Mariner4 im Juli 1965; sie waren vom Mars, in einer Gesamtgröße von nach heutigen Maßstäben läppischen einigen hundert Kilobyte und von übler Qualität, es ließ sich wenig erkennen, und ganz sicher keine Marsmenschen.

Besucher werden zerquetscht

Mariner 2 war klein, eine sechseckige Plattform von einem Meter Durchmesser, mit Antennen und Sonnensegel mit Gesamtspannweite von gut fünf Metern. An Instrumenten gab es etwa einen Sensor für Mikrowellen- und Infrarotstrahlung, der Temperatur und Zusammensetzung der Venusoberfläche und -atmosphäre maß, ein Magnetometer und Messgeräte für Sonnenwind (der Strom geladener Teilchen aus der Sonne) und kosmischen Staub. Jänner 1963 riss der Kontakt ab, Mariner 2 fliegt seither auf einem Orbit um die Sonne.

Die Messresultate zeigten wenig Liebliches: Die Venusatmosphäre ist fast ganz aus Kohlendioxid und wird nach unten hin sehr heiß und dicht: Die Temperaturen erreichen 400 bis 500 Grad Celsius, der Bodendruck liegt bei 92 bar (in Autoreifen: zwei bar). Die Sowjet-Sonden Venera 4 bis 6, die 1967–69 als erste dort zu landen versuchten, wurden im Landeanflug zerquetscht; Venera 7 bis 10 (1970–75) landeten, gaben aber binnen 23 bis 63 Minuten den Geist auf, erst spätere Modelle hielten länger durch.

Liebe verlangt manchmal eben auch, etwas einstecken zu können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2012)

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