Warum Vögel Raucher bzw. Tschick mögen

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Sie bauen Zigarettenstummel in die Nester ein, um ihre Brut vor Parasiten zu schützen, die sich gern über die Jungvögel hermachen.

Wenn Tiere in Städte ziehen – oder umgekehrt Städter sich im Umland ausbreiten –, dann verändert sich die Umwelt. Da sind etwa die Straßen mit ihrem Lärm, auf den viele Vögel mit verändertem Gesang reagieren, weil sonst ihre Werbe- oder Aggressionsbotschaft nicht mehr ankommt; umgekehrt wird das Leben leichter, das Futterangebot in den Städten ist üppig – vor jedem McDonald's warten die Krähen –, zudem sind viele Feinde aus der freien Natur (noch) nicht in die Städte gezogen. Und es gibt Müll nicht nur zum Fressen, sondern auch für andere Verwendungszwecke: Vögel müssen Nester bauen, aber Ästchen und Moos sind rar in den Städten. Dafür locken andere Schätze, Tschick etwa, ausgerauchte, Stummel. Und dort, wo viele auf der Straße herumliegen, etwa in Mexico City, bauen die Vögel sie in ihre Nester ein.

Monserrat Suárez-Rodriguez (Autonome Universität von Mexiko) hat es an Haussperlingen bemerkt und gemessen – acht bis zehn Tschick waren in jedem Nest –, sie hat auch den Zweck erkundet (Biology Letters, 5.12.): Die Tschick sind nicht nur Stützmaterial, sondern sie schützen die Brut. Denn sie enthalten das Gift, mit dem der Tabak Fraßfeinde abwehrt – Nikotin –, und das hilft auch gegen parasitische Milben, die sich gern über die Jungvögel hermachen. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2012)

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