Gelähmte Frau kann Handprothese durch Gedanken steuern

(c) Teresa Zötl
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Durchbruch für US-Forscher: eine durch Hirnsignale steuerbare Handprothese. Das System soll klinisch einsetzbar werden.

Mit Unterstützung des Pentagons haben US-Wissenschaftler eine Handprothese entwickelt, die sich durch Hirnsignale steuern lässt. Die an der Universität Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania entwickelte Prothese sei an einer gelähmten Probandin erfolgreich getestet worden, berichtet das Fachmagazin The Lancet in seiner neuesten Ausgabe. Laut den Forschern handelt es sich dabei um einen außerordentlichen Durchbruch, weil es gelungen sei, die motorischen Hirnsignale akkurater denn je in Computersignale zu übersetzen.

Sie setzten einer 52-jährigen Frau, die unterhalb des Nackens gelähmt ist, zwei Mikroelektroden an der Stelle der Gehirnrinde ein, die die Gliedmaßen steuert. Zwei Wochen nach der Operation sei ein Testlauf gestartet worden. Schon am zweiten Tag sei es der Frau gelungen, die Hand mittels ihrer Gedanken zu bewegen. Im Laufe des 14 Wochen dauernden Trainings habe die Frau dann mit einer Erfolgsrate von über 90 Prozent einen Test aus neun Bewegungen bestanden. So lernte sie unter anderem, kleinere Gegenstände zu greifen und zu bewegen sowie Kegel aufeinanderzuschichten.

Das Forscherteam plant nun, die Kabel zwischen den Elektroden und der Prothese durch eine Wifi-Verbindung zu ersetzen. Außerdem soll die Prothese künftig auch Signale ans Hirn senden und so zum Beispiel mitteilen, ob ein Gegenstand heiß oder kalt ist. Im Oktober 2011 hatten Forscher der Duke Universität im Bundesstaat North Carolina mitgeteilt, dass es ihnen gelungen sei, Affen mittels Elektroden die Oberfläche eines virtuellen Gegenstandes fühlen zu lassen. Die Wissenschaftler in Pittsburgh hätten verglichen mit anderen Systemen einen „völlig anderen Ansatz“ gewählt, erläuterte der dortige Neurobiologe Andrew Schwartz. Sie hätten einen Algorithmus benutzt, der die Art und Weise, wie ein Gehirn Bewegungen kommandiere und kontrolliere, genau imitiere.

In einem begleitenden Kommentar zur Studie schreibt Gregoire Courtine von der Schweizer Ecole Polytechnique Federale de Lausanne: „Auch wenn noch sehr viele Herausforderungen vor uns liegen, diese Systeme nähern sich rapide dem Punkt des klinischen Einsatzes.“ hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2012)

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