Welche Gifte der Schimmel im Korn hinterlässt

Die Mykotoxin-Forschung in Tulln nimmt sich nun vermehrt der Abbauprodukte an.

Mykotoxine – von Schimmelpilzen ausgeschiedene Giftstoffe – sind äußerst unangenehme Substanzen: In geringsten Mengen wirken Deoxynivalenol, Zearalenon & Co. giftig, können Krebs auslösen oder wie Hormone wirken (und senken so in der Tierzucht den Fortpflanzungserfolg). Ursache ist meist zu feucht gelagertes Getreide, in dem sich Pilze der Art Fusarium prächtig vermehren. Immer wieder müssen auch Nüsse wegen einer erhöhten Mykotoxinbelastung vom Markt genommen werden. In Tulln widmet man sich seit nunmehr 18 Jahren diesem Thema – etwa in dem Unternehmen Erber (Biomin), in einem FWF-Spezialforschungsbereich, in einigen Arbeitsgruppen der Universität für Bodenkultur, im Austrian Institute of Technology (AIT) und in Christian-Doppler-Labors. Insgesamt arbeiten in Tulln 150 „Pilzforscher“.

Mittlerweile geht man über die eigentlichen Giftstoffe, ihre Biosynthese und ihren Nachweis hinaus: Denn im Organismus werden die Mykotoxine teils in andere Formen umgewandelt und in löslicher Form in den befallenen Pflanzen gespeichert oder in unlöslichen Biopolymeren gebunden. In diesen „maskierten“ Formen können sie weiterhin toxisch wirken, sind aber bisher kaum nachweisbar. Diese Prozesse werden im Detail seit dem Vorjahr im CD-Labor „Mykotoxin-Metabolismus“ unter der Leitung von Franz Berthiller studiert. Die Forschung soll nicht nur klären, wie sich Pflanzen vor dem Pilzgift schützen, es sollen auch mögliche Substanzen identifiziert werden, mit denen man die Mykotoxine etwa in Tierfutter deaktivieren kann.

Um solche Stoffwechselprodukte nachweisen zu können, sind neue Analyseverfahren notwendig. Und eine Grundvoraussetzung dafür ist die Herstellung von Referenzsubstanzen: Dafür bekam Maria Paula Kovalsky Paris (UFT) kürzlich einen der begehrten „Innovation Awards 2012“, die von technet equity und accent Gründerservice gestiftet wurden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2012)

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