Ruß belastet das Klima weit stärker als bisher vermutet

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Die schwarzen Partikel rangieren bei der Erwärmung gleich hinter dem Treibhausgas CO2 – und sie wären leichter zu sparen.

2012 war in den USA das wärmste Jahr, seit es Temperaturaufzeichnungen gibt, schon der Winter hatte kaum Schnee, und das Frühjahr brachte eine Hitzewelle. Das sahen nicht nur die Meteorologen an ihren Messgeräten, auch die Botaniker sahen es, und zwar mit bloßem Auge: Im Osten der USA blühten die Frühjahrsblumen früh, und zwar fast einen Monat früher, als das Erblühen das erste Mal aufgezeichnet wurde. Damit hatte Henry David Thoreau – der Autor von „Walden“ – 1852 in Massachusetts begonnen, es wurde sporadisch von Privatleuten und Forschern immer wieder aufgenommen. Und nun hat Elizabeth Ellwood (Boston University) wieder Buch geführt, wieder im Osten der USA und u. a. an Blumen, die schon Thoreau beobachtet hatte: „Im Jahr 2010 blühten die Heidelbeeren am 1. April, sechs Wochen früher als zu Thoreaus Zeiten.“ So stark reagierten zwar nicht alle Blütenpflanzen, aber im Durchschnitt öffneten sie ihre Blüten einen Monat früher (PLoS One, 16. 1.).

5,5 Grad plus = ein Monat frühere Blüte


Zu Thoreaus Zeiten hatte es im Frühling 5,5 Grad Celsius, 2012 waren es 10,7. Das rechnet man nicht alles dem Klimawandel zu: Zu Thoreaus Zeiten lief gerade eine Kaltzeit aus. Die Erwärmung, die man „Klimawandel“ nennt und die mit menschlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht wird, begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts, und sie brachte in hundert Jahren ein Plus von 0,8 Grad. Die werden vor allem Treibhausgasen zugerechnet, der UNO-Klimabeirat IPcc reiht ganz oben CO2, dann Methan (CH4). Aber es gibt noch einen Kandidaten, und den sieht man mit bloßem Auge: Ruß.

Und der trägt wesentlich mehr zur Erwärmung bei als bisher vermutet, das International Global Atmospheric Chemistry Project (IGAC) hat es vier Jahre lang erhoben und auf 232 Seiten publiziert (Journal of Geophysical Research, 15. 1.): Demnach wärmt Ruß doppelt so stark wie bisher angenommen (und nur ein Drittel weniger als CO2). Denn das schwarze Zeug absorbiert Wärme, solange es in der Luft hängt, und wenn es zu Boden sinkt, tut es das auch, mit besonders starkem Effekt auf weißen Böden, Schnee und Eis. Zwar hat Ruß auch kühlende Effekte – etwa bei der Wolkenbildung –, aber in Summe überwiegen die wärmenden stark: „Die Reduzierung der Emissionen von Dieselmotoren und Holz- und Kohleöfen sollte sich von selbst verstehen, sie bringt Vorteile für Gesundheit und Klima“, erklärt Studien-Mitautor Piers Forster (Leeds): „Wir könnten uns damit ein halbes Grad Erwärmung ersparen.“

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