Intelligente Netze sollen sicher und leicht bedienbar werden

Intelligente Netze sollen sicher
Intelligente Netze sollen sicher(c) Erwin Wodicka wodicka aon at (Erwin Wodicka wodicka aon at)
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Ein neues Josef-Ressel-Zentrum in Salzburg entwickelt Computerprogramme, die das Vertrauen der Bevölkerung in Smart Grids sichern sollen.

In Salzburg wird die Zukunft ausprobiert: In der Gemeinde Köstendorf, Teil von Österreichs erster „Smart-Grid-Modellregion“, werden die Häuser mit Fotovoltaik ausgestattet, wird die Mobilität der Einwohner auf Elektrofahrzeuge umgestellt und der Stromverbrauch in den Gebäuden mit „Smart-Metern“ alle 15 Minuten gemessen. Dort und in anderen Testgebieten können neue Entwicklungen der intelligenten Stromnetze getestet und die Bewohner anschließend befragt werden, welche Verbesserungen oder Probleme sie wahrnehmen. Die Sorgen der Bevölkerung, wenn es um Smart-Meter und Smart Grid (intelligente Stromnetze) geht, sind bekannt: Erstens scheint der Nutzen für den einzelnen Endverbraucher oft nicht erkennbar, zweitens wollen die Menschen wissen, was mit den Daten passiert, die intelligente Stromzähler sammeln, und drittens haben viele Angst, dass Hacker die Netze „abhören“ können.

Ein Beispiel wäre, dass ein Nutzer ins Smart-Meter eintippt, dass sein E-Auto in den nächsten zwei Wochen nicht geladen werden muss, und Hacker dann wissen, dass dieses Haus zwei Wochen leer steht. „Genau solche Dinge wollen wir verhindern“, sagt Dominik Engel (FH Salzburg), der das soeben eröffnete Josef-Ressel-Zentrum in Puch bei Salzburg leitet. Im Zentrum für „Anwenderorientierte Smart Grid Privacy, Sicherheit und Steuerung“ konzentriert sich die Forschung auf diese Sorgen, die Bürger derzeit rund um intelligente Stromnetze haben. Immerhin sollen bis 2017 70 Prozent, bis 2019 95 Prozent der Haushalte in Österreich mit Smart-Metern ausgestattet werden.


Viele Infos im Netz. „Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energieträgern ist nur möglich, wenn die Stromnetze modernisiert werden und dezentral funktionieren.“ Dann produziert nicht mehr ein großes Kraftwerk für zigtausend Haushalte den Strom, sondern viele kleine Kraftwerke und sogar einzelne Haushalte speisen Strom ins Netz ein. „Da man Strom schwer speichern kann und die Energieproduzenten Wind und Sonne schwer vorhersehbar sind, muss das Netz stets wissen, wo wann Energie erzeugt wird und wo wie viel benötigt wird.“ Daher vereinen „Smart Grids“ die Technik der Stromnetze mit Informations- und Kommunikationstechnologien. „Der Haken ist, dass man damit theoretisch auch in die Haushalte der Endverbraucher hineinschauen könnte“, sagt Engel. Dies lassen wir alle aber nur zu, wenn wir der Technologie voll vertrauen.

Genau daran arbeitet das Team der FH Salzburg (gemeinsam mit den Industriepartnern Salzburg Wohnbau und Salzburg AG). „Wir werden Computerprogramme, Algorithmen und Prozesse in ein ,Vertrauenspaket‘ integrieren, das die gesetzlichen Datenschutzbestimmungen für Smart-Meter ergänzt“, so Engel. Es soll sicherstellen, dass der Benutzer bestimmen kann, was mit den Daten der Smart-Meter passiert, und nur autorisierte Abfragen erlauben. Zudem wird an der Sicherheit gegen Hackerangriffe geforscht. Und drittens: Die Benutzerfreundlichkeit soll gehoben werden. „Sowohl derjenige, der nur will, dass sein E-Auto um acht Uhr vollgeladen ist, als auch derjenige, der detailliert eintippt, wann er wie viel Strom am Tag verbrauchen wird, sollen bei der Anwendung nicht überfordert werden“, erklärt Engel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2013)

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