Heimisches Know-how gegen Sepsis

Heimisches Knowhow gegen Sepsis
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Anagnostics brachte nun einen innovativen Test auf den Markt – und heimst dafür bereits Preise ein.

Ohne Biochips geht in der medizinischen Forschung und Praxis schon längst nichts mehr. Mit ihnen können unzählige Bestandteile von biologischen Proben in einem einzigen Analyseschritt bestimmt werden – etwa Proteine, Krankheitserreger oder Mutationen in einem DNA-Strang. Herkömmliche Biochips haben allerdings einen Nachteil: Das Handling ist relativ aufwendig und in vielen Fällen nur schwer automatisierbar – das notwendige hoch qualifizierte Personal kostet viel Geld.

Das war der Ausgangspunkt für die Gründung des Biotech-Unternehmens Anagnostics im Jahr 2004 in Linz, das später nach St. Valentin übersiedelt ist. Mit Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (AWS), die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und die niederösterreichische Technologiegesellschaft Tecnet Equity wurde über die Jahre ein vollautomatisches Analysesystem namens „Hybcell“ samt maßgeschneiderten Tests für bestimmte Anwendungen entwickelt – etwa ein Speicheltest für verbotene Drogen oder DNA-Tests für die Krebsbehandlung.

Nun ist dem Unternehmen ein weiterer großer Wurf gelungen: Auf den Markt gebracht wurde ein Sepsistest, der die Ursache einer Blutvergiftung und im gleichen Arbeitsschritt die Folgen im Körper bestimmt. Das geschieht zum einen durch die Identifizierung der DNA von Bakterien und zum anderen durch die Messung von sogenannten Entzündungsmarkern, also Proteinen, die der Körper infolge einer Entzündung produziert (und mithilfe derer er sich gegen die Infektion wehrt).

Das Besondere an dem Anagnostics-Sepsistest: Ausgehend von Vollblut liegt nach vier Stunden ein Ergebnis vor. Herkömmliche Bestimmungsmethoden für Bakterien dauern mindestens 24 Stunden – das ist Zeit, die bei der Behandlung der Sepsis (die in 40 Prozent der Fälle tödlich endet) fehlt. Zudem kann der Therapiefortschritt anhand der Messung der Entzündungsmarker in regelmäßigen Abständen verfolgt werden. Dadurch bringt der Test für die Routinediagnostik im Spital einen großen Fortschritt – derzeit wird dieser an der Berliner Charité (Universitätsmedizin) validiert.

In der Fachwelt erregt die Innovation bereits einiges an Aufsehen. Ein Anzeichen dafür ist auch, dass Anagnostics im Herbst mit dem niederösterreichischen Innovationspreis „Karl Ritter von Ghega“ ausgezeichnet wurde und nun auch einer der sechs nominierten Projekte für den Staatspreis Innovation ist, der alljährlich von der AWS und dem Wirtschaftsministerium vergeben wird. Die Konkurrenz dabei ist stark: Nominiert sind neben „Delta Bloc“ (Rückhaltesysteme auf Straßen) und dem Maschinen- und Apparatebauer MAG auch AVL List, Infineon und Plansee.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2013)

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