Gemeinsam den Haushalt bewältigen? Weniger Sex!

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Wenn Männer sich mehr um Kernaufgaben im Haushalt kümmern, sinkt, zumindest in den USA, die Sexfrequenz der Paare.

„Men: Want More Sex? Do The Laundry!“ In diesem Titel eines Kommentars auf CBS gipfelte im Februar 2009 in den USA ein Tsunami, der sich quer durch die Medien aufgebaut hatte: Die Forschung habe gezeigt, dass Männer, die häufiger im Haushalt helfen, im Gegenzug häufiger zu Sex kommen. Dahinter stand das Faktum, dass Männer sich vermehrt um Kernangelegenheiten des Haushalts kümmerten – waschen, kochen, putzen –, ihr Beitrag war in den industrialisierten Ländern von 20 Prozent im Jahr 1965 auf etwas über 30 anno 2003 gestiegen. Dahinter standen auch einige Umfragen und Studien in den USA – darunter eine von Neil Chethik –, in denen sich zeigte, dass Paare, die die Arbeit im Haushalt gerechter teilen, auch sonst besser miteinander auskommen: Es gibt weniger Konflikte und weniger Scheidungen.

Das stand auch bei Chethik, und bei ihm stand auch, eher am Rand, dass solche Paare zudem mehr Sex haben (ein Mal im Monat). Allerdings waren die Daten bezüglich der Sexfrequenz eher dünn, sie sind es bis heute geblieben. Deshalb stützt sich eine Soziologengruppe – zwei Frauen, ein Mann – um Sabino Kornrich (Madrid) auf die letzten großen Umfragedaten in den USA, sie stammen aus den 1990er-Jahren. Auch sie zeigen die erwähnten Trends – mehr Beitrag der Männer zum Haushalt, mehr Zufriedenheit der Paare –, aber just beim Sex hat es anders ausgesehen: Die Frequenz sank, wenn Männer mehr Kernaufgaben übernahmen. Im großen Durchschnitt hatten US-Ehepaare 5,59 Mal im Monat Sex, aber Paare mit viel männlicher Hilfe hatten 1,6 Mal weniger als die ohne (American Sociological Review, 30. 1.).

Die Macht der Geschlechterrollen


Damit ist eine der Theorien vom Tisch, die die Häufigkeit von Sex erklären wollen: die des schlichten Tauschs. Sie hat zwei Prämissen – niemand macht gern Hausarbeit, und: Sex ist ein überwiegend männliches Bedürfnis. Aus ihnen folgt, dass Frauen für Entlastung im Haushalt mit sexueller Bereitschaft bezahlen. Der jetzige Befund spricht dagegen. Bleibt die zweite Hypothese, die der Macht der Geschlechterrollen, „sexual scripts“. Sie geht davon aus, dass Frauen und Männer attraktiver füreinander sind, wenn sie sich im Verhalten unterscheiden, auch im Haushalt: Sie wäscht die Wäsche, er den Wagen. Allerdings geben die Forscher zu bedenken, dass ihre Daten nur über die Quantität Auskunft geben, nicht über die Qualität.

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