Wie Ameisen Verkehrsstaus auflösen

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Wird das Gedränge zu arg oder der Weg zu eng, reagieren die Tiere mit Duftverkehrsfunk. Manche drücken an Weggabelungen die Anrückenden auf eine weniger frequentierte Spur.

Wie findet ein Ameisen-Scout, der irgendwo Futter entdeckt hat, zurück ins Nest? Und wie findet er dann wieder zur Futterquelle? Er legt eine Duftspur. Damit lagert diese Ameise nicht nur ihr Gedächtnis aus, sie macht ihren Fund auch anderen zugänglich, die marschieren dem Duft hinterher, markieren den Weg mit dem gleichen Pheromon, so werden in einem positiven Feedback immer mehr Ameisen angelockt. Aber zu voll darf es auf diesem Weg nicht werden, vor allem dann nicht, wenn er Flaschenhälse hat. Dann droht Stau, und bei Blattschneiderameisen etwa sinkt durch Kollisionen der Hineilenden mit den Hereilenden die Effizienz des Sammelns um 20 Prozent. Passiert so etwas bei Menschen auf der Autobahn, eilt die Polizei herbei, und der Verkehrsfunk warnt. Und bei den Ameisen? Die halten es ebenso: Manche drücken an Weggabelungen die Anrückenden auf die weniger frequentierte Spur – auch wenn sie ein Umweg zur Futterquelle ist –, und andere fahren die Duftproduktion herab.

So halten es etwa die Schwarzen Wegameisen, Tomer Czaczkes (Sussex) hat es exprimentell erkundet (Royal Society Interface, 30.1.): Bei Stau auf der Ameisenstraße bzw. einer dort angelegten Engstelle geht die Zahl derer, die überhaupt mit Duft markieren, stark zurück, und die anderen markieren schwächer. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2013)

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