Akademie der Wissenschaften: Zeilinger neuer Präsident

PK ' KIRCHLICHE PAeDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN/KREMS':ZEILINGER
PK ' KIRCHLICHE PAeDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN/KREMS':ZEILINGERAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Der Quantenphysiker Anton Zeilinger folgt auf Helmut Denk als Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er wurde Freitag abend gewählt.

WIEN/APA. Die ehrwürdige, aber reformbedürftige österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat einen neuen Präsidenten, von dem man sich Reformen erwarten kann: Der 67-jährige Experimentalphysiker Anton Zeilinger wurde am Freitag abend gewählt. Er setzte sich damit gegen den Rechtswissenschafter Walter Berka, den Demografen Wolfgang Lutz und den Historiker Arnold Suppan durch. Der bisherige Präsident Helmut Denk hatte sich nicht mehr der Wahl gestellt.

Zeilinger, geboren 1945 in Ried im Innkreis, ist wohl einer der populärsten Naturwissenschaftler Österreichs. Nach Auslandsaufenthalten baute er in Innsbruck eine Quantenphysik-Gruppe auf, 1998 wechselte er an die Uni Wien und leitet dort seither das Institut für Experimentalphysik. Eine Zeit lang war er auch Dekan. Er machte sich einen Namen durch durchdachte Experimente, die oft zeigen, dass die Welt der Quanten sich wirklich so seltsam verhält, wie die Theorie es sagt.

So gelang es ihm, Eigenschaften von Teilchen von einem auf einen anderen Ort - auch über weite Entfernungen - zu übertragen, was die Physiker „Teleportation" und scherzhaft auch „Beamen" nennen. Seine Experimente sind auch Grundlagen für Quantenkryptographie (mit der man Daten sicher übertragen kann) und Quantencomputer. Zum „Star" der Physik wurde Zeilinger aber auch durch sein breites Interesse an philosophischen und kulturellen Fragen, so debattierte er öffentlichkeitswirksam mit dem Dalai Lama.

In einer ersten Reaktion zu seiner Wahl sagte er, die Akademie solle stärker als bisher in der Öffentlichkeit auftreten: „Wir haben eine unglaubliche Expertise, davon kann das Land nur profitieren." Vorbild seien vergleichbare Einrichtungen in Großbritannien und den USA. Der Reformprozess müsse jedenfalls weitergehen. Die beiden Funktionen der Akademie - Gelehrtengesellschaft und Verband von Forschungsinstituten - sollten „im Tagesgeschäft nicht vermischt" werden, meint er. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle gratulierte mit dem Wunsch, Zeilinger möge die Umstrukturierung der ÖAW „tatkräftig" und unter dem Motto „Viribus unitis" fortsetzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16. März 2013)

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