Wie Ephesos wieder zu neuem Leben erwacht

Ephesos
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Das Österreichische Archäologische Institut nähert sich dem Alltagsleben der Menschen in früheren Zeiten.

Es ist ein symbolträchtiges Ereignis: Ab Mai dieses Jahres soll das antike Theater in Ephesos wieder bespielt werden. Geplant sind Veranstaltungen wie Konzerte oder Theater, wenn auch unter strengen Auflagen: Nur 2500 der 20.000 Plätze dürfen besetzt sein, alles muss unverstärkt ablaufen – ein Popkonzert z.B. würde empfindliche Strukturen in der Umgebung, etwa Wandbemalungen, gefährden. Die Vorarbeiten dafür wurden vom Österreichische Archäologischen Institut (ÖAI) in den vergangenen 17 Jahren durchgeführt – nämlich die Restaurierung und Sicherung der Ruinen, die von Erdbeben schwer gezeichnet waren. Eingezogen wurden etwa Stahlträger, die Risse wurden mit Kalkmörtel verfüllt.

Spätantike Residenz

Die Archäologen ermöglichen aber nicht nur neue Aktivitäten in der antiken Großstadt (mit jährlich 2,3 Mio. Besuchern), sondern interessieren sich auch für das frühere Leben: Derzeit wird eine 1500 Quadratmeter großen spätantike Residenz ausgegraben, die im 5. Jahrhundert errichtet und im 7. zerstört wurde. „In der Zerstörungsschicht ist der gesamte Hausrat erhalten“, erläuterte die Direktorin des ÖAI und Leiterin der Grabungen in Ephesos, Sabine Ladstätter, am Dienstag vor Journalisten. So erhalte man einen unmittelbaren Einblick in den Alltag der Menschen. Besonders interessant sei der Vergleich der frühbyzantinischen Zeit mit der Lebenswelt im „Hanghaus 2“ aus dem 3.Jahrhundert.

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle merkte dazu an, dass man sich früher nur um „schöne Artefakte“ gekümmert habe, nun gehe es aber um viel mehr. Nämlich auch darum, eine Stadt als soziales Gefüge zu betrachten, ergänzte Ladstätter.

Know-how dafür holt sich das ÖAI auch aus Ägypten: Dort wird nahe der Festung Hisn al-Bab ein nubisches Dorf ausgegraben, das im 18. Jahrhundert gegründet und im 19. Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. „Wir wollen uns anschauen, wie Siedlungen aussehen, die bewusst verlassen wurden“, so Ladstätter. Also z.B. wie Gebäude verfallen oder was die Menschen zurücklassen. Das soll bei der Interpretation der Verfallsspuren in Ephesos helfen.

Das ÖAI, gegründet 1898, führt Grabungen in Österreich, in der Türkei, in Griechenland und Ägypten durch. Seit 2009 leitet Ladstätter das Institut, das in der Fachwelt hohe Reputation genießt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2013)

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