Doch noch einmal Hoffnung auf einen Impfstoff gegen HIV

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HI-Virus(c) dpa (A3500 Hans Gelderblom Rki)
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Nach 30 Jahren vergeblicher und endlich abgebrochener Suche nach Antikörpern fassen gleich zwei Gruppen neuen Mut.

„Bei HIV war man zuversichtlich, rasch einen Impfstoff entwickeln zu können, aber Anfang der 1990er-Jahre war alles fehlgeschlagen. Unter uns herrschte blanke Depression.“ So erinnerte sich Robert Gallo 2008 in der „Presse“, er war 1983 mit dabei, als der Aids-Erreger identifiziert wurde und man an eine Impfstoffentwicklung ging. Zunächst suchte man einen starken, einen, der über Antikörper läuft. Nur sie bringen völlige Sicherheit („sterilising immunity“), nur sie bringen Krankheitserreger wieder aus einem infizierten Körper hinaus.

Aber es misslang, das scheinbar schwache HI-Virus – es hat nur neun Gene – ist zu wandlungsfähig: Zum einen ändert es seine Gestalt dauernd durch Mutationen, zum anderen ändert es seine Gestalt ausgerechnet in dem Moment, in dem es an menschliche Zellen andockt, alle Antikörper griffen daneben. Man gab die Suche auf und konzentrierte sich auf den zweiten, schwächeren Teil der Immunabwehr – Fresszellen, die Erreger in sich aufnehmen –, aber auch da gab es keine Erfolge feiern.

Von der Natur und vom Computer lernen!

Aber nun kommt überraschend neue Zuversicht, zwei Gruppen haben neue Türen geöffnet, die eine hat den Computer benutzt, die andere die Wege der Natur rekonstruiert. Die führen bei manchen HIV-Infizierten dazu, dass ihre körpereigenen Antikörper sich mit der Zeit verändern und nach zwei bis drei Jahren stark genug sind, mit den Viren fertig zu werden. Diese Fähigkeit entwickelt sich in einem Teil der Antikörper, dem man wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte: Antikörper haben eine Y-Form, die „greifen“ mit den Ästen nach den Viren, darauf hat man sich konzentriert.

Aber die, die sich in die HIV-Abwehr einlernen, ändern sich im Fuß, Michael Nussenzweig (New York) hat es gezeigt (Cell, 28.3.). Eine zweite Gruppe, um William Schief (La Jolla), hat versucht, Schwächen von Antikörpern in Computersimulationen zu beheben und daraus neue Waffen zu gewinnen, auch diese Forscher sehen ihre Arbeit als „vielversprechend“ (Science, 28.3.). Der Befund einer dritten Gruppe schließlich könnte zum Aufmunitionieren der Therapeutika gegen HIV führen (Immunity, 28.3.): Das grundlegende Immunsystem des Menschen gegen HIV – nicht das der Antikörper und Fresszellen – wird eigentlich mit den Viren fertig, aber die haben einen Trick zum Ausweichen ersonnen. Den hat Victor Appay (Paris) nun geknackt. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2013)

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