Streit um Patent auf Leben liegt nun beim US-Höchstgericht

Streit Patent Leben liegt
Streit Patent Leben liegt(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Seit 1998 will die Firma Myriad Patente auf Gene, die das Brustkrebsrisiko erhöhen. Eine breite Koalition ist dagegen.

„Alles unter der Sonne, was von Menschen gemacht ist, kann patentiert werden.“ So steht es seit 1952 im Patentgesetz der USA. Aber was ist vom Menschen gemacht? Darüber wird vor allem dann gestritten, wenn es um die Patentierbarkeit von Leben geht. 1972 kam der erste Antrag: Der Mikrobiologe Chakraborty baute Bakterien gentechnisch so um, dass sie beim Entfernen von Ölteppichen helfen. Das Patentamt lehnte ab, der Fall ging durch die Instanzen, das Höchstgericht entschied auf Patentierbarkeit. 1988 kam der nächste große Schritt, erstmals wurde ein gentechnisch verändertes Tier patentiert, die „Harvard-Maus“, sie bekommt leicht Tumore, die kann man dann an ihr studieren.

Das ist gerade 25 Jahre her. Und seit 15 Jahren tobt die erbittertste Auseinandersetzung, die um zwei Genvarianten, die das Risiko erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken: BRCA1 und BRCA2. Die Firma Myriad isolierte und charakterisierte die Gene, und sie entwickelte einen Test. All das trug sie zum Patentamt. Aber rasch bildete sich eine breite Gegenfront, Forscher fürchteten um ihre Forschungsfreiheit – Lizenzgebühren für Arbeit an BRCA? –, Ärzte um ihre Patientinnen, und natürlich ging es neuerlich um die Grundsatzfrage der Patentierbarkeit von Leben, gar von menschlichem.

Auch dieser Streit ging durch die Instanzen, und nun ist wieder das Höchstgericht am Wort, diese Woche begann die Verhandlung. Ist ein Gen vom Menschen gemacht? Myriad beharrte in der ersten Sitzung darauf, dass ein isoliertes Gen das sehr wohl (und etwas ganz anderes als ein Gen im Körper) sei. Die Richter vertieften sich in molekularbiologische Feinheiten, suchten ihr Heil aber auch in Analogien: Wenn man ein Blatt aus einem Regenwald holt und daraus ein Medikament gewinnt, kann man dann das Blatt patentieren? Und wenn man einen Kuchen bäckt aus Zucker, Salz und Mehl, kann man den patentieren? Science hat einen Prozessbeobachter entsandt, und der hatte den Eindruck, dass „viele der Richter die Idee von Patenten auf menschliche Gene nicht zu mögen schienen“ (ScienceInsider, 17.4.). Die Entscheidung kommt im Herbst. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.