"Neustrukturierung der Akademie war ein Kraftakt"

Neustrukturierung Akademie Kraftakt
Neustrukturierung Akademie Kraftakt(c) APA (Roland Schlager)
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Das scheidende Präsidium der ÖAW zog nach vier Jahren im Amt Bilanz – die gemischt ausfällt.

Die Rahmenbedingungen waren alles andere als einfach, als Helmut Denk und sein Team 2009 die Leitung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) übernahmen – nachzulesen ist das, wie berichtet, in der langen Mängelliste im jüngsten Rechnungshof-Bericht. Die Strukturen und Einrichtungen wucherten über die Jahre, die Administration konnte das nicht mehr bewältigen. Und vor allem: Das Geld wurde immer knapper.

Nach langen Vorarbeiten und endlosen Diskussionen wurden 2012 schließlich Tatsachen geschaffen – mit denen sich das Präsidium, dessen Amtszeit Ende Juni ausläuft, nun halbwegs zufrieden zeigte. „Die jetzige Struktur mit 28 Instituten entspricht unserem Ziel der Konzentration auf die wesentlichen Bereiche“, sagte Denk diese Woche im Vorfeld der „Feierlichen Sitzung“, dem traditionellen Höhepunkt im ÖAW-Jahr. Zum Vergleich: Vor der Reform gab es 64 Institute bzw. wissenschaftliche Kommissionen. Die Reduktion geschah zum einen durch die Bündelung fachnaher Bereiche in der ÖAW – etwa durch die Schaffung von großen Instituten für kunst- und musikhistorische Forschungen, Mittelalterforschung oder Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung aus mehreren kleineren Vorgängern. Zum anderen wurden 13 Institute (mit 188 Mitarbeitern) an Universitäten (teil)übertragen.

„Die Neustrukturierung bei stagnierendem Budget war ein Kraftakt“, bekannte Sigrid Jalkotzy-Deger, Präsidentin der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, ein. Ihr Kollege von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, Georg Stingl, erklärte einen der Hintergründe: „Die ÖAW war lange ein Lückenstopfer in Bereichen, zu denen die Universitäten kaum etwas beigetragen haben.“ Diese Positionierung habe sich dramatisch geändert: Es gehe nun darum, kritische Massen zu vergrößern und Potenziale zu stärken. „Die Institute wurden wissenschaftliche Leistungsträger.“ Nachsatz: „Nun darf man sich aber nicht zurücklehnen.“ Die Institute müssten weiterhin Vorboten neuer Entwicklungen sein, die ÖAW müsse immer wieder prüfen, welche neuen Wissensfelder sich am Horizont abzeichneten.

Das ist nun eine der Aufgaben des neuen Präsidiums unter dem gewählten Präsidenten Anton Zeilinger, das am 1.Juli das Szepter übernimmt. Zwei weitere Probleme sind zu lösen: erstens die Eröffnung neuer Finanzquellen. Das Basisbudget der ÖAW ist bis 2014 bei 97 Mio. Euro gedeckelt, Vizepräsident Arnold Suppan beziffert den Finanzbedarf mit jährlich zehn Mio. Euro mehr. Denk wünscht sich – in Anlehnung an die Regelungen für das IST Austria –, dass eingeworbene Drittmittel (2012: 28 Mio. Euro) von der öffentlichen Hand verdoppelt werden.

Und zweitens geht es um die Umsetzung der begonnenen Entflechtung von Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgerinstitution unter dem gemeinsamen Dach der ÖAW. Zeilinger hält an diesem Ziel grundsätzlich fest, er will aber vor konkreten Beschlüssen noch eine klare Analyse vornehmen, wo wirklich die Probleme mit den jetzigen Satzungen und Geschäftsordnungen liegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2013)

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