Kein anderer bremst so schnell wie der Gepard

Acinonyx jubatus - Gepard
Acinonyx jubatus - Gepard(C) Structure & Motion Lab, RVC
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Erstmals wurde in freier Natur gemessen, wie rasch der Sprinterkönig ist. Etwa mit 93 km/h ist er unterwegs. Das braucht gute Entschleunigung.

Niemand ist auf dem Land so hurtig wie das Tier, dem im Gattungsnamen – Acinonyx jubatus – das Unbewegliche eingeschrieben ist, „akinetos“. Aber das bezieht sich nur auf „onyx“, die Kralle. Die können Geparden kaum einziehen, stattdessen können sie sich damit abstoßen, und das hat dabei geholfen, dass sie die Sprinterkönige wurden: 29 Meter pro Sekunde (m/s) hat man schon gemessen, 104 Kilometer pro Stunde. Aber das war bei gefangen gehaltenen Tieren, die man auf einer graden Linie sprinten ließ.

Mit den Bedingungen der Natur hat das wenig zu tun. Wie soll man dort auch messen? Mit Messgeräten in Halsbändern, die alles aufzeichnen und mit GPS verfolgt werden. Alan Wilson (Royal Veterinary College, Hatfield) hat sie erfunden und fünf Geparden in Afrika umgehängt, dann beobachtete er 17 Monate lang (Nature, 187, S. 185): Geparden sprinten auf der Jagd – vor allem auf Impalas – nur kurze Strecken, 173 Meter im Durchschnitt, und das auch nur 1,3 Mal am Tag, dann bringen sie es auf maximal 25,9 m/s (93,24 km/h), im Schnitt auf 14,9 (53,64).

Zwar halten sie diese Geschwindigkeiten nur kurz, ein, zwei Sekunden, sie stellen aber alle anderen Sprinter weit in den Schatten: Rennpferde schaffen 19 m/sec (68,4 km/h), Greyhounds 18 (64,8). Und der schnellste von uns, Usain Bolt, brachte es bei seinem Hundert-Meter-Weltrekord (9,58 s) auf ganze zwölf Meter pro Sekunde, das sind 43,2 Kilometer pro Stunde. Rechnet man die Leistung in Watt pro Kilogramm Körpergewicht, dann beschleunigte Bolt mit 25 W/kg, der rascheste Gepard tat es mit dem Vierfachen, 100 W/kg, Greyhounds liegen mit 60W/kg dazwischen.

Aber trotz dieser Antrittskraft bringt die Jagd der Geparden nur in 26 Prozent der Versuche Erfolg. Trotz dieser Antrittskraft? Nein, wegen ihr! Impalas sind wendig, und wenn ein Gepard mit 25,9 m/s hinter einem her ist, und wenn dann die Beute plötzlich wendet, dann brauchte er einen Wendekreis von 52 Metern. Viel zu viel, deshalb zeigen Geparden ihre wahre Meisterschaft erst in den Endphasen der Jagd, wenn sie ganz dicht hinter der Beute sind und sie nach allen Seiten auszuweichen versucht.
Dann müssen die Jäger bremsen – etwa von 16 m/sec auf vier, das geht in drei Schritten und verkürzt den Wendekreis von 19,7 Metern auf 1,2, und darin sind sie noch größere Meister: Beschleunigen können die Muskelpakete – etwa 45 Prozent ihres Körpers bestehen aus Laufmuskeln – mit 5,5 m/s, aber entschleunigen können sie mit 7,5. Das ist doppelt so rasch wie bei den zweitplatzierten Bremsern, den Polopferden, und diese werden darauf lange trainiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2013)

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