Herausragende helle Köpfe

(c) Erwin Wodicka
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Die Start-Preisträger 2013 im Überblick: Wiener Unis führen die Liste an, Graz und Linz sind je einmal vertreten.

Das Leben als Forscher in Österreich ist nicht leicht, der Prozentsatz der hellen Köpfe, die hier eine tolle Karriere schaffen, ist gering. Doch jedes Jahr werden die herausragendsten Hoffnungen vom Wissenschaftsministerium und Wissenschaftsfonds FWF prämiert. Der Start-Preis für Jungforscher ist höher dotiert als der Nobelpreis: Bis zu 1,2Millionen Euro (über sechs Jahre) sollen in Forschungsequipment und Mitarbeiter investiert werden. Heuer war der Andrang groß: 96Anträge wurden gestellt, neun Forscher erhielten den Zuschlag. Die Forschung der einzigen Start-Preisträgerin, Notburga Gierlinger, ist im Artikel links beschrieben. Das sind die acht Männer:

Stefan Ameres, geboren 1978 in München, wird am IMBA (Vienna Biocenter, ÖAW) die Rolle von MikroRNAs bei der Entwicklung von Organismen und der Entstehung von Krankheiten erforschen: Diese extrem kleinen Zellbestandteile steuern bei Mensch und Fliege mehr als die Hälfte aller wichtigen Gene, nun sollen an ihnen Ansatzpunkte für Arzneien gefunden werden.

Clemens Heitzinger, geboren 1974 in Linz, forschte lange in den USA und in England. Der Mathematiker (derzeit am Austrian Institute of Technology, AIT) wird mit den Start-Geldern an der Uni Wien Simulationswerkzeuge und Modelle für neue Anwendungen der Nanotechnologie entwickeln. Für ihn liegt die „Schönheit der Mathematik“ in sehr abstrakten Modellen, die Grundlage für wichtige Anwendungen sind.

Georgios Katsaros, geboren 1976 in Athen, kam nach Forschungen in Deutschland und Frankreich 2012 nach Linz. An der Johannes Kepler Universität wird er nun die Entwicklung von Quantencomputern vorantreiben. Das Prinzip der Quantenmechanik (zwei Zustände sind zugleich möglich) ermöglicht höhere Rechengeschwindigkeit, macht aber anfällig für Wechselwirkungen mit der Umwelt. Katsaros will Germanium-Nanodrähte für weniger anfällige „Quanten-Hardware“ erforschen.

David A. Keays, geboren 1976 in Johannesburg, australischer Staatsbürger, ist seit 2008 am IMP (Vienna Biocenter) und hat kürzlich im Innenohr von Vögeln Zellen gefunden, die eine Eisenkugel enthalten: Wie wichtig diese für den magnetischen Orientierungssinn von Zugvögeln (und Brieftauben) sind, soll in deren Zellen und Genen erforscht werden.


Ovidiu Paun, geboren 1976 in Constanta, Rumänien, ist seit dem Doktorstudium 2001 an der Uni Wien (Botanik): Er blickt in die Zellkerne von Pflanzen (z.B. Fingerwurz), die überschüssige Chromosomen haben, welche bei Veränderungen der Umwelt für flotte evolutionäre Anpassungen genutzt werden können.


Thomas Pock, geboren 1978 in Graz, entwickelt an der TU Graz (ähnlich wie der „Dissertant der Woche“) Modelle für „Computer Vision“. Damit Smartphones, Industrieroboter und Fahrer-Assistenzsysteme richtig „sehen“ können, muss man ihnen vieles an Vorwissen eintrichtern. Vorbild für „Computer Vision“ ist das menschliche Sehen.


Paolo Sartori, geboren 1975 in Italien, ist seit 2011 am Institut für Iranistik der ÖAW und der einzige Geisteswissenschaftler unter den Start-Preisträgern. Er wird erstmals ein wichtiges Archiv in Khiva, Usbekistan, von A bis Z durchforsten, um die Kultur der Dokumentation in der islamischen Welt zu erfassen.

Stefan Woltran, geboren 1975 in Mödling, bleibt an der TU Wien (Institut für Informationssysteme), um an neuartigen Algorithmen zu forschen, die große Datenmengen überschaubarer machen: Das Wissen soll v.a. Bio-Informatikern und Medizinern helfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2013)

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