Archäologie: Sphinx(fund) in Nordisrael stellt viele Fragen

Archaeologie Sphinxfund
Archaeologie Sphinxfund (c) Ammon Ben-Tor
  • Drucken

In Tel Hazor, der einstigen Metropole der Kanaaniter, sind die Pfoten einer Statue ans Licht gekommen, die dem ägyptischen Pharao Menkaure gewidmet war. Wie sie hierherkam, liegt im Dunkeln.

„Geliebt vom Göttlichen in Heliopolis, das ihm ewiges Leben gab.“ Das steht in Hieroglyphen auf dem Sockel zwischen den Sphinxpfoten, die von israelischen Archäologen um Amnon Ben-Tor (Hebrew University) in Tel Hazor ausgegraben wurden, auch ein Name ist dort zu lesen: „Menkaure“. Der war um 2500 v.Chr. der sechste Pharao der 4. Dynastie des Alten Reichs, man kennt ihn auch unter dem griechischen Namen „Mykerinos“ und daher, dass er die dritte Pyramide von Gizeh errichten ließ. Sonst sind „aus seiner Regierungszeit keinerlei Ereignisse bekannt“ (Wikipedia), Menkaure muss also ein guter Regent gewesen sein, der ohne Kriege und dergleichen auskam.

Nur so viel weiß man noch: Wirklich geliebt wurde er vom Göttlichen nicht, er fand einen frühen Tod, ein Orakel hatte es ihm verkündet, nur sechs Jahre werde er regieren. Er versuchte, die Frist zu strecken, indem er die Nächte mit Kerzen illuminieren ließ, es half ihm nichts, er verschwand nach den sechs Jahren im Dunkel der Geschichte.

Das wird auch nicht heller dadurch, dass nun die ihm gewidmete Sphinx ans Licht gekommen ist, in Tel Hazor, der 2700 v.Chr. gegründeten Metropole der Kanaaniter im Norden Israels. Sonst gibt es in der ganzen Levante keine Sphinx – und auf der ganzen Erde keine dem Menkaure gewidmete –, und zu Lebzeiten dieses Pharao gab es keinerlei Verbindungen zwischen Ägypten und den Kanaanitern. Später wurde das anders, erst besetzten die Kanaaniter Unterägypten – Heliopolis inklusive – und plünderten es aus, noch später wurden sie ihrerseits Vasallen der Ägypter, vielleicht erhielten sie die Sphinx als Lohn für ihre Treue.

Das sind die Optionen, die Ausgräber suchen weiter im Müll – dort fanden sich die Pfoten, vermutlich wurden sie von Eroberern Tel Hazors dorthin geworfen, die Stadt wurde mehrfach zerstört –, sie suchen die restliche Sphinx, und sie suchen vor allem eines: „Ich weiß, dass es zwei Archive gegeben hat“, erklärte Ben-Tor, „wir haben auch schon 18 Dokumente gefunden. Wenn ich die Archive finden würde, käme die ganze Welt herbeigerannt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.