Von Holzbroten, Klanghölzern und Bioraffinerien

Die Holzforschung erlebt derzeit einen kleinen Boom: ein Streifzug durch unterschiedlichste Bereiche.

Man nehme Wasser, Getreidemehl, Holzsägespäne und Hefe, backe den Teig, und schon ist ein Holzbrot fertig. Dieses kann man natürlich nicht verspeisen – für Holzforscher an der Universität für Bodenkultur und am Comet-Zentrum Wood K-Plus ist der Holzschaum aber ein gutes Beispiel für innovative Werkstoffe aus Holz. Ein anderes Beispiel, das bereits vereinzelt eingesetzt wird, sind Wood-Plastic-Composites (WPC): Holzspäne oder -fasern werden in Polymere eingebettet, das Material vereint die positiven Eigenschaften von Holz und von Kunststoffen.

Solche Entwicklungen sind aber erst der Anfang: „Wir müssen das Holz anders zerlegen und anders zusammenfügen als bisher“, pflegt Holzprofessor Alfred Teischinger zu sagen. Zum Beispiel in Bioraffinerien, in denen Naturstoffe aufgetrennt und möglichst vollständig stofflich genutzt werden sollen. Eine heutige Zellstoff- und Papierfabrik ist bereits eine „halbe“ Bioraffinerie: Aus Zellulose werden Zellstoff und Papier gewonnen, aus Hemizellulosen Chemikalien (etwa Xylit oder Furfural). Nur das Lignin wird derzeit noch verheizt. Diese Kittsubstanz im Holz ist für Thomas Rosenau, der gemeinsam mit seiner Frau Antje Potthast das Christian-Doppler-Labor für Cellulosechemie an der Boku leitet, aber einer der spannendsten Rohstoff der Zukunft. Es gibt erst wenige Ansätze zur Nutzung, etwa die Umwandlung in Vanillin oder die Herstellung von Stickstoff-Lignin als Langzeitdünger.

Man lernt aber auch bei traditionellen Holzanwendungen nicht aus. So hat die Holzforschung Austria (HFA) – ein Institut unter dem Dach der Austrian Cooperative Research (ARC) – kürzlich zwei Langzeitversuche zur Verwitterung von Holz im Außenbereich abgeschlossen. Über Jahre wurden Holzfassaden und -terrassen aus verschiedensten Materialien und mit unterschiedlichsten Beschichtungen beobachtet. Die Ergebnisse erlauben etwa eine Abschätzung, welches Material für welchen Zweck geeignet ist und in welche Richtung Holzschutzmittel weiterentwickelt werden sollen – die Nanotechnologie eröffnet derzeit viele neue Möglichkeiten.

Eine Arbeitsgruppe an der Boku widmet sich zur Zeit auch Resonanzholz im Musikinstrumentenbau. Dabei werden zum einen neue Sortierverfahren für die Gewinnung von optimalen Klanghölzern entwickelt, zum anderen werden traditionelle Handwerksregeln nun auf ihren wissenschaftlichen Gehalt abgeklopft. Selbst der Wein ist Thema von Holzforschern: Am Wood-K-Plus-Zentrum wurde studiert, wie Aromastoffe aus Barrique-Fässern ausgelaugt werden – und wie man alte Eichendauben nachbearbeiten kann, um sie länger zu nutzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2013)

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