Wie wir sehen und riechen, was nicht da ist

Olympische Spiele Los Angeles
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Unsere Sinne können uns narren, bzw. das Gehirn tut es, beim Auge zum Wohl, bei der Nase zum Wehe.

Wenn einer etwas riecht, was alle anderen um ihn herum nicht riechen, dann heißt das nicht, dass er eine besonders feine Nase hat. Sondern: dass er Angst hat. Aber wenn einer etwas sieht, was gar nicht da ist, dann sehen es vermutlich alle anderen auch, unabhängig von ihrer Befindlichkeit. So narren und helfen uns die Sinne, vom gattungsgeschichtlich ältesten, dem Geruch, bis zu dem, auf den unsere Ahnen umstellten, als sie den aufrechten Gang erfanden und ihre Nasen nicht länger am Boden hatten, dem Auge.

Das kann Dinge zeigen, die nicht existieren, man nutzte die Illusion etwa beim Logo der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, links war ein blauer Stern, rechts ein roter, in der Mitte war keiner, aber der blaue und der rote erzeugten zusammen die Illusion eines weißen. Solche Ergänzungen von Spuren zu Gestalten gibt es nicht nur bei uns, man findet sie quer durch das Tierreich, von Bienen bis zu Katzen: Man kann damit etwa Futter besser sehen, und man kann, vor allem, potenzielle Beute oder Jäger sehen, die sich in irgendeinem Dickicht verbergen.
Wo werden diese Bilder gebaut, in den Augen? Nein, die schicken nur Informationen, die verarbeitet das Gehirn (von Säugetieren) in fünf Stufen. Und auf der vierten – V4, dort werden Objekte eingeordnet – ereignet sich das Mirakel, dass aus optischem Nichts etwas wird, David Leopold (Bethesda) hat es in Experimenten an Makaken gezeigt (Pnas, 30. 9.).

Angst und Nase im Teufelskreis


Diese Illusion ist unabhängig davon, ob man gerade gestresst ist oder hungrig etc. Das ist beim ältesten aller Sinne anders, die Nase schärft sich, wenn ein Tier Hunger hat. Und auch Emotionen können durchschlagen: Anders als die anderen Sinneszentren im Gehirn ist das Geruchszentrum eng mit Emotionszentren verschaltet. Das brachte Wen Li (Madison) auf die Idee zu testen, wie sich etwa Angst auf die Wahrnehmung von Gerüchen auswirkt (Journal of Neuroscience, 24. 9.).

Dazu lud sie Testpersonen ins Labor und machte manchen erst einmal Angst, mit Fotos aus Kriegen etc. Dann gab es etwas zu riechen, drei verschiede Duftnoten: Die eine roch nach nichts, die zweite roch bedrohlich, die dritte war eine Mischung der beiden. Aber die erste roch nur für die Testpersonen nach nichts, denen die Bilder und die Angst erspart geblieben waren. Den anderen hingegen stach ein Geruch in die Nase, unangenehm und bedrohlich, und zwar um so mehr, je stärker die Angst war, die dadurch wieder gestärkt wurde. „Es kann ein Teufelskreis werden“, schließt Li.  (jl)

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