Wer stoppte die globale Erwärmung? Die Erwärmung?

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Klimaforscher suchen die Ursache des Stillstands der Temperatur im Pazifik.

„Meiner bescheidenen Meinung nach sagt das Modell, dass der El Niño von 1998 die seit 1976 andauernde Erwärmung des tropischen Pazifiks beendet hat.“ Das schrieb Mark Cane, Klimatologe an der Columbia University, im Jahr 2004, er hatte analysiert, warum es über dem Pazifik von 1976 bis 1998 wärmer geworden war und warum sich das nach 1998 nicht fortsetzte. Gehör fand er nicht, seine Meinung war den Fachkollegen zu bescheiden: Zwar wussten auch sie, dass es seit 1998 nicht nur über dem tropischen Pazifik, sondern global nicht wärmer geworden ist. Aber das galt als Hintergrundrauschen, das nichts daran änderte, dass die globale Erwärmung so steil anstieg wie der Handgriff eines Hockeyschlägers, das war das einprägsame Bild.

Keine Erwärmung seit 1998

Es war nur falsch, Cane behielt recht: Nach den Prognosen des UNO-Klimabeirats IPCC hätten die Temperaturen seit 1998 um etwa 0,3 Grad steigen sollen. Aber seit 1998 steht die Erwärmung still – so gut wie, sie betrug 0,04 Grad –, der Trend geht gerade ins 16. Jahr. Das wird nur noch von wenigen ignoriert, die Zunft schwenkt um. „Ein paar Jahre konnte man an Hintergrundrauschen glauben“, erklärt Gabriel Vecchi (NOAA), „aber nun braucht es eine Erklärung.“ Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten: Entweder die wärmende Wirkung der Treibhausgase wurde überschätzt; oder es sind andere Faktoren im Spiel, die Sonne etwa oder die Luftverschmutzung; oder die Wärme ist zwar da, aber irgendwo versteckt. Auf Letzteres setzen viele, Hauptkandidat ist der Pazifik, in seinen Tiefen soll die Wärme sein (Nature, 505, S.278).

Von dort kommt sie periodisch heraus, dafür sorgt die Pacific Decadal Oscillation, ein Klimazyklus, der periodisch dafür sorgt, dass im Pazifik warmes Wasser nach oben kommt und die ganze Erde mitwärmt (El Niño), oder dass kalte Schichten hinaufdrängen (La Niña). Von 1976 bis 1998 wurde El Niño begünstigt, besonders stark war er in der Hitzerekordzeit 1997/98, dann kehrte sich alles um. „Das war der Beginn des Hiatus“, erklärt Kevin Trenberth (NCAR) und meint mit „Hiatus“ den Stillstand der Erwärmung. Cane geht weiter: Er vermutet, dass es ein negatives Feedback gibt und dass sich die globale Erwärmung selbst dadurch einbremst, dass sie mehr und stärkere La Niñas bringt. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2014)

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