Auch Pflanzen können Zombies werden

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Ein parasitisches Bakterium steuert die Wirtsentwicklung.

Wenn Ratten die Furcht vor Katzen verlieren, oder wenn Heuschrecken ins Wasser springen, oder wenn Ameisen an Grashalmen exakt so weit hinauf klettern, dass sie in Reichweite eines Kuhmauls sind – dann stecken Parasiten dahinter, die den Wirt wechseln wollen und dazu das Verhalten ihrer Opfer steuern. Diesen Spuk kennt man in vielen Varianten im Tierreich.

Pflanzen ergeht es nicht besser: Das Bakterium Phytoplasma hat zwei Wirte bzw. einen Wirt und einen Chauffeur. Der Wirt ist irgendeine Blütenpflanze, von ihr lebt der Parasit, für den Transport zur nächsten sorgen Heuschrecken, die an den Blättern naschen. Und exakt dafür, dass die Pflanze viele Blätter hat, sorgt Phytoplasma. Sie manipuliert die Entwicklung des Wirts, sorgt dafür, dass Blüten sich in Blätter verwandeln, die Pflanze wird also ihres Eigenlebens beraubt, sterilisiert, ein ferngesteuerter Zombie. Wie? Mit einem Bakterienprotein (SAP 54), das bei jeder Pflanze wirkt – der Parasit weiß ja nicht, wo er hintransportiert wird – und obendrein Heuschrecken anlockt. Saskia Hogenhout (Norwich) hat es gezeigt (PLoS Biology, 8. 4.), sie will nun klären, wie der Rostpilz Puccinia monoica Ähnliches vollbringt: Er verwandelt Blätter in gelbe Pseudoblüten.  (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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