Treue bis zum Tod gibt es auch bei Weißbüscheläffchen

Reuters
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Ein Männchen stand seiner sterbenden Gefährtin bis zuletzt bei.

Spüren auch Tiere, wenn der Tod naht, der eigene, gar der eines Gefährten? Und stehen sie ihm dann bei, begleiten sie ihn auf dem letzten Weg? Bisher hat man das nur bei unseren nächsten Verwandten beobachtet, den Schimpansen, eher anekdotische Berichte gibt es von anderen sozialen Tieren, Elefanten richten Sterbende auf, Delfine helfen ihnen beim Schwimmen. Aber das sind eben nicht allzu gesicherte Beobachtungen.

Eine solche kommt nun Weißbüscheläffchen, sie leben in Brasilien, dort sterben sie auch. Ein Weibchen tat es vor den Augen und Kameras einer Forschergruppe um Bruno Martins Bezerra (Recife), die seit 3,5 Jahren das Leben einer zwölfköpfigen Gruppe dokumentiert. Diese wurde von Anbeginn von einem Alphapärchen geführt. Eines Tages stürzte das Weibchen von einem Baum, es schlug mit dem Kopf auf einen harten Gegenstand und verletzte sich dabei so schwer, dass es nach zweieinhalb Stunden starb.

45 Minuten nach dem Unfall bemerkte das Männchen, dass seine Gefährtin verletzt war, dann blieb es die ganze Zeit bei ihr, manchmal beobachtete es nur, dann umarmte es die Sterbende, dann umarmte es inniger – versuchte eine Kopulation –, dann saß es einfach daneben und beroch die Wimmernde ab und zu. Andere ließ es nicht an sie heran, es vertrieb auch die Jungen. Und immer wieder stieß es einen Alarmruf aus, den, der für gewöhnlich vor Raubvögeln warnt, es waren aber keine da. Ein halbes Jahr später war es aus der Gruppe verschwunden (Primates, 55, S.185). War es gestorben, war es deshalb gestorben? „Es ist sehr spekulativ“, schließen die Forscher, „aber bei Menschen bringt der Verlust eines Gefährten oft Stress, Krankheit und Tod.“ (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2014)

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