Energiekosten als Existenzfrage für Arme

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Wer sich die Kosten für Strom und Heizung nicht leisten kann, hat auch kein Geld für neue Geräte oder Sanierungen. Energiearmut belastet damit die Menschen und die Umwelt.

Sozial schwache Haushalte verbrauchen trotz alter Geräte und schlechter Isolation des Wohnraums weniger Energie als der österreichische Durchschnitt. Der Anteil der Energiekosten am Einkommen ist jedoch höher – sie verdienen ja auch weniger. Das ist ein Ergebnis der Studie „Energiearmut in Österreich“, die der Österreichische Klimafonds, Caritas und Verbund nun gemeinsam präsentiert haben.

Dazu wurden die Belastungssituation von 402 einkommensschwachen Haushalten erfasst, die bereits von der Caritas begleitet worden waren. Vor Ort wurden Energieeffizienzmaßnahmen durchgeführt und später deren Nutzen erhoben. Zentrale Fragen: Wie lässt sich die Energieeffizienz in den Haushalten steigern und damit zugleich die Situation der von Energiearmut betroffenen Menschen verbessern? Wissenschaftler des Österreichischen Instituts für Nachhaltige Entwicklung (ÖIN) werteten die Daten in Kooperation mit Soziologen der WU Wien aus.

Zugig und kalt. Dabei zeigte sich, dass rund ein Drittel der Befragten in Wohnungen mit undichten Fenstern wohnt, fast die Hälfte der Wohnungen hat eine undichte Eingangstüre. Schimmelbefall ist bei einem Drittel ein Problem. Die Hälfte der Befragten gab an, kalte Wände und Böden in der Wohnung zu haben. 42 Prozent sagen, dass sie weniger Räume heizen könnten als gewünscht. Das Fördersystem für thermische Sanierung lasse allerdings eine sozialverträgliche Ausgestaltung vermissen, sagt Projektleiterin Anja Christanell vom ÖIN.

Die untersuchten Haushalte waren mit älteren Geräten ausgestattet als der österreichische Durchschnitt. Unterschiede gibt es auch bei der Beleuchtung: Mit elf Stück nutzen sozial schwache Haushalte weit weniger Leuchtmittel als der Durchschnitt (40,9). Der Anteil der Energiesparlampen ist mit 25 Prozent aber fast gleich hoch wie der Österreich-Durchschnitt (26 Prozent).

Rechnung macht Sorgen. Die Bezahlung der Energierechnung macht 83 Prozent Sorgen. Bei 13 Prozent der Befragten wurde der Strom in den letzten zwei Jahren abgeschaltet. Damit werden Energiekosten zur Existenzfrage für Arme.

Erste Maßnahmen-Empfehlungen aus dem von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG in der Abwicklung unterstützten Projekt: kostenlose Vorortberatung kombiniert mit Sofortmaßnahmen, etwa einem Tausch der Geräte. Und dass Energiearmut künftig bei Förderungen für thermische Sanierungen berücksichtigt wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2014)

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