Umstrittene Studie über Genmais abermals publiziert

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Die Forscher fanden für ihre Arbeit eine andere Zeitschrift.

Neue Nahrung für den Streit um gentechnisch modifizierten Mais (GM-Mais), der von Gegnern der Gentechnik meist Genmais genannt wird: Forscher um Gilles-Eric Seralini (Uni Caen, Frankreich) haben eine Arbeit, die im September 2012 in Food and Chemical Toxicology erschienen ist und von dieser Fachzeitschrift im November 2013 wegen Kritik an den Methoden zurückgezogen wurde, abermals publiziert. Leicht modifiziert und in einer anderen, nur online erscheinenden Zeitschrift: in Environmental Sciences Europe. In einem begleitendem Kommentar stellen sie sich als Opfer von Zensur dar, die die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft untergrabe. Ein Referee von Food and Chemical Toxicology sei aus dem Begutachter-Komitee ausgeschlossen worden, weil er sieben Jahre für Monsanto gearbeitet hatte, sagt Seralini. Dieser erklärt aber, dass er nichts mit der Entscheidung, die Studie zurückzuziehen, zu tun gehabt hätte.

Ratten, die vermehrt an Krebs leiden

In der Studie wurden Ratten zwei Jahre lang mit GM-Mais der Firma Monsanto gefüttert. Dieser seit 2001 in den USA weit verbreitete Mais mit der Kennzahl NK603 wurde so modifiziert, dass er für das – ebenfalls von Monsanto produzierte – Herbizid Roundup (Wirkstoff: das für fast alle Pflanzen giftige Glyphosat) unempfindlich ist. Die Studie ergab erstens, dass die mit NK603 gefütterten Ratten mehr Tumore entwickelten als andere Ratten; zweitens, dass die Ratten auch häufiger Krebs bekamen, wenn Glyphosat in ihrem Trinkwasser war.

Allerdings wurde für die Studie ein Typ von Laborratten verwendet, der besonders anfällig für Krebs ist. Das, so Kritiker, mache die Arbeit unseriös. Ein von Nature News (24.6.) zitierter Statistiker hält sie auch aus Sicht seiner Disziplin für „obskur“. Aber er hält den Autoren zugute, dass sie im Sinn der Transparenz ihre Rohdaten ins Internet gestellt haben. Niemand unterstellt Seralini und Kollegen absichtliche Fälschung. (ag./tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2014)

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