Abstehende Ohren: Schale statt Operation

LKH-Uniklinikum Graz will neue Behandlung einführen.

Prinz Charles trägt sie mit Gelassenheit, andere können weniger gut damit umgehen: abstehende Ohrmuscheln. Apostasis otum – so der medizinische Fachausdruck – sind für die Betroffenen oft sehr belastend. Bislang half nur eine Operation.

Am Grazer LKH-Uniklinikum geht man neue Wege und korrigiert die Fehlbildung schon bei Säuglingen mit einem Modellierungssystem. Dabei handelt es sich um von außen angelegte, individuell angepasste Schalen, die die Ohren in Form bringen. „Wichtig ist, dass modellierende Schalen bereits innerhalb der ersten beiden Lebenswochen angelegt werden. Da ist das Ohr noch sehr weich und formbar“, erklärt Stephan Spendel, stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie in Graz.

Danach müssen die Schalen für etwa zwei Wochen getragen werden. Das Anpassen an das Ohr des Säuglings dauert nur wenige Minuten. Laut Spendel kommt nahezu jedes dritte Neugeborene mit verformten Ohrmuscheln auf die Welt, zehn bis 30 Prozent korrigieren sich im Laufe der ersten Lebensmonate wieder von selbst.

Das Modellierungssystem ist für den Experten eine gute Alternative zur aufwendigen Operation. Das bereits 2010 in den USA zugelassene System wird bisher europaweit nur am Grazer Klinikum angewendet. „Es wurde uns von einem österreichischen Unternehmen, das die Europa-Lizenz erworben hat, angeboten“, so der Plastische Chirurg. In Graz wurden die modellierenden Schalen bereits bei 18 Babys angewandt. Die Kosten betragen dabei rund 85 Euro für beide Ohren, die sich der Lizenzhalter und das Uniklinikum bislang teilten. Derzeit werden Verhandlungen mit den Krankenkassen geführt. Spendel rechnet allein in der Steiermark mit 300 bis 500 Behandlungen jährlich. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.