Sonnenschein kann „Motor“ für Suizid sein

Kuredu Atoll auf den Malediven
Kuredu Atoll auf den Malediven(c) www.BilderBox.com
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Schönwetter wirkt heilsam, nicht aber plötzliche Sonne.

Der Beginn einer Schönwetterphase kann für depressiv verstimmte Personen der „Motor“ für einen Suizid sein. Laut einer im US-Fachblatt „Journal of the Medical American Association (JAMA)“ veröffentlichten Studie der Med-Uni Wien ist der Grund hierfür die durch den Sonnenschein hervorgerufene innere Unruhe und erhöhte Aktivität.

Lange Zeiträume mit Sonnenschein wirken hingegen – wie viele wissenschaftliche Studien belegen – bei depressiv verstimmten Personen heilsam, jedoch nicht von Anfang an. „Zwischen dem 14. und 60. Tag einer Schönwetterphase ist die Wirkung der Sonne eindeutig positiv, es gibt weniger Suizide, die Sonne schützt geradezu davor“, sagt Matthäus Willeit, der die Studie gemeinsam mit Nestor Kapusta geleitet hat.

Suizide häufig im Frühling

In der Studie wurden Suiziddaten in Österreich zwischen Jänner 1970 und Mai 2010 untersucht. „In den ersten Tagen führt viel Sonne bei Menschen im Allgemeinen zu einem erhöhten Aktivitätslevel. Das kann bei depressiv verstimmten Personen zu Antriebssteigerung, innerer Unruhe und vermehrter Impulsivität und dazu führen, dass Suizidgedanken dann tatsächlich eine Suizidhandlung auslösen“, fasst Willeit die Ergebnisse zusammen.

Das Fazit wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass in Österreich, aber auch in den meisten anderen Ländern, die meisten Selbstmorde im Frühling begangen werden. In der Untersuchung wurden Daten zu fast 70.000 Suiziden und meteorologische Daten aus 86 Messstationen in Österreich aus vier Jahrzehnten zueinander in Beziehung gesetzt.

Der Einfluss anderer Faktoren – etwa saisonale Veränderungen in der Arbeitslosigkeit – wurde mathematisch entfernt, gemessen wurde nur der Einfluss der Sonne. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)

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