Die vielen Sprachen der Jungen

Wie sprechen Jugendliche in ihrer Freizeit? Die Ergebnisse eines neuen Grazer Forschungsprojekts könnten auch im Deutschunterricht zum Einsatz kommen.

„Cool“ ist heute nichts mehr für Jugendliche. Wohl auch, weil das Wort längst den Einzug in die Erwachsenensprache gefunden hat. Welche Sprache Jugendliche in ihrer Freizeit sprechen, untersuchen Wissenschaftler der Uni Graz in einem vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Forschungsprojekt.

Es ist ein sogenanntes Langzeitvorhaben, so die offizielle Bezeichnung für Projekte mit einer Laufzeit von sechs Jahren. „Die sprachwissenschaftliche Untersuchung ist sehr aufwendig und dauert lange“, sagt Projektleiter Arne Ziegler vom Institut für Germanistik der Uni Graz. „Für eine aufgezeichnete Gesprächsminute rechnen wir etwa 90 Minuten Bearbeitungszeit.“ Und das Material, die Wissenschaftler sprechen von einem „Textkorpus“, ist sehr umfangreich.

Gespräche an 18 Orten

Gesammelt werden Gespräche in allen neun Landeshauptstädten und einer ländlichen Gemeinde pro Bundesland. Zum Vergleich wird auch die Erwachsenensprache analysiert. „Dabei geht es nicht nur um die Grammatik, sondern auch um den Dialekt“, so Ziegler. Aufgezeichnet wird darüber hinaus der Stimmverlauf: also etwa der Klang der Stimmer oder Pausen. Und auch der Einfluss von Migration interessiert: „Wir gehen davon aus, dass der muttersprachliche Hintergrund eine ähnliche Funktion hat wie der Dialekt am Land.“ Es gehe darum, sich abzugrenzen und so die eigene Identität zu stärken, lautet die Hypothese. „Die“ Jugendsprache gibt es dabei nicht, sondern viele verschiedene Sprechstile.

Nach drei Jahren sollen die Ergebnisse zum städtischen Raum vorliegen, nach weiteren drei Jahren auch die Ergebnisse vom Land. Ihre Erkenntnisse wollen die Forscher dann auch Schulen für den Deutschunterricht zur Verfügung stellen. Aber auch für „Deutsch als Fremdsprache“ könnten diese nutzbar sein. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)

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