Proteindiebstahl im Wirt und gestresste Gene

Wiener Forscher entdeckten molekulare Mechanismen.

Chlamydien sind Bakterien, die sexuell übertrage Krankheiten verursachen – in Österreich stecken sich jährlich über 1000 Menschen mit Chlamydien an. Mikrobiologen der Uni Wien untersuchten, welche genetischen Tricks Chlamydien so „erfolgreich“ machen.

Sie sequenzierten vier Chlamydienarten, die in Symbiose mit Amöben leben, und verglichen die Genome mit jenen von nahe verwandten Chlamydien, die im Menschen Krankheiten auslösen. Das Team um Matthias Horn fand Genomregionen, die eine Schlüsselrolle bei der Anpassung an unterschiedliche Wirtszellen spielen.

Sie können „Proteindomänen“ von ihren Wirtszellen erwerben und für ihre Zwecke umfunktionieren. Weiters zeigten die Forscher, dass Chlamydien über die gestohlenen Proteindomänen selbst Proteine erzeugen, die sie in den Wirt – Amöbe, Mensch oder Tier – schicken. Das verhindert dort die natürliche Abwehr: So übernehmen Chlamydien die Kontrolle über die Wirtszelle. Genaue Einblicke in die Evolution dieser „Effektorproteine“ veröffentlichten die Wiener nun in der Fachzeitschrift „Molecular Biology and Evolution“.

Stressbedingte Krankheiten

Angegriffene Zellen stehen stets unter Stress. Ursache für Stress können auch Hitze, Kälte, UV-Licht, Infektionen, Verletzungen und Chemikalien sein. Christian Seiser und sein Team von den Max F. Perutz Laboratories (Med-Uni und Uni Wien) fanden in Mäusezellen viele Gene, die bei Stress aktiviert werden. Mehr als die Hälfte der stressaktivierten Gene sind durch das gleiche Merkmal gekennzeichnet: Ein Phosphatrest markiert ein Histonprotein am Anfang des Gens, am Promotor. Die Ergebnisse sollen bei der Entwicklung neuer Behandlung von stressbedingten Krankheiten helfen. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2014)

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