ISS: Wo Urin zu Trinkwasser wird

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Um sich ständig im All aufhalten zu können, benötigen Astronauten viel Wasser. Damit es nicht ständig ins All transportiert werden muss, kommt eine neue Anlage auf die ISS, die aus Urin Trinkwasser produziert.

Die unendlichen Weiten des Weltalls stellen Astronauten vor schwierige Herausforderungen. Eine der Größten ist die Versorgung mit Trinkwasser. Bislang musste es für die internationale Raumstation ISS zum Großteil mit dem Space Shuttle oder russischen Transportraketen geliefert werden. Da die NASA ihre in die Jahre gekommen Shuttles aber 2010 in Ruhestand schickt, wird die Versorgung für mindestens fünf Jahre nur noch mit den russischen Transportern gewährleistet sein. Beim aktuellen Wasserverbrauch wäre das aber zuwenig, um die ISS dauerhaft zu besetzen.

Jeder Tropfen wird recyclet

Bereits jetzt sparen Astronauten Wasser, wo es nur geht. Ob Duschen, Rasieren oder Händewaschen, jeder Tropfen wird wieder aufgefangen, um recyclet zu werden. Auch der Schweiss in Raumanzügen wird wieder verwertet. Die ISS geht jetzt zum nächsten Schritt über: Trinkwasser aus Urin. Was für einige unappetitlich klingen mag, ist für Astronauten eine willkommene Neuerung. Schließlich können durch den Einsatz der neuen Anlage die Wassertransporte von der Erde um fast sieben Tonnen pro Jahr reduziert werden. Pro Tag rechnet die NASA derzeit mit einem Verbrauch von 24 Kilogramm Abwasser pro Astronaut.

Sauberes Destillat aus Urin

Das neue "Water Reclamation System" (WRS) ist der zweite Teil eines umfassenden Lebenserhaltungssystems für die ISS-Bewohner. Der erste Part, ein Sauerstoffgenerator, wurde bereits 2006 auf der Raumstation installiert. Zur ISS hinauf wurde das WRS vom Space Shuttle Endeavour gebracht. Um Wasser aus Urin zu gewinnen, wurde in das WRS ein rotierender Destillierapparat eingebaut. Die Rotation soll die fehlende Schwerkrampf kompensieren.

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Nach dem Destillieren wird der verarbeitete Urin mit anderem Schmutzwasser, sowie gesammeltem Kondenswasser der Station vermengt und in den Wasseraufbereiter eingespeist. Dort werden zuerst feste Materialien wie Staub oder Haare entfernt, bevor das Wasser eine Reihe von Filterbecken durchläuft. Um jegliche organische Komponenten und Mikroorganismen zu entfernden, wird das Wasser bei hohen Temperaturen durch einen Katalysator geschickt. Das fertige Produkt soll laut Angaben der NASA höchsten Reinheitsstandards entsprechen.

Ohne Recycling keine Mondbasis

Recycling gehört - im Gegensatz zu Erdenbürgern - für Astronauten zum Alltag. Ohne umfassende Sauerstoff- und Wasserwiederaufbereitung wäre ein Langzeitaufenthalt im All unmöglich. Insbesondere in Hinblick auf eine ständige Mondbasis sollten sich alle angehende Astronauten an den Gedanken gewöhnen, mit ihrem eigenen Körper die Wasserversorgung zu gewährleisten.

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(Red.)

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