Kolkraben beim Flirten beobachtet

Raben verhindern sozialen Aufstieg von Konkurrenten.

Wie flirten Raben? Sie kraulen sich mit dem Schnabel. Grooming nennen das Zoologen, bei Affen ist es als lausen bekannt. Auch dort dient es der Pflege sozialer Beziehungen. In der Grünau im Almtal (OÖ) haben Kognitionsbiologen der Uni Wien 300 Kolkraben beim Flirten beobachtet. „Das Besondere ist, dass es sich um Vögel in freier Wildbahn handelt“, sagt Thomas Bugnyar zur „Presse“. Die Beobachtungen fanden im Wildpark Grünau statt, wo die Raben frei leben und den Park zur Futtersuche und als Spielplatz nutzen.

Da die Vögel durch Farbringe markiert sind, fiel den Forschern der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle auf, dass manche Raben immer wieder beim Flirten von anderen unterbrochen werden. Sie erkannten ein Muster, wer wen beim Grooming stört, wie soeben im Journal Current Biology veröffentlicht.

Singles sozial weit unten

Jene Raben, die bereits gute Beziehungen in der Gruppe haben, mischen sich ein und zielen dabei auf Raben, die gerade dabei sind, eine neue Beziehung zu etablieren. „Wenn zwei groomen, die schon in Beziehungen gefestigt sind, werden sie ignoriert“, so Bugnyar. Doch wenn zwei Singles über einen längeren Zeitraum immer wieder kuscheln, verhindern höhergestellte Raben, dass sie eine Beziehung eingehen.

Denn im Sozialsystem stehen Raben mit guten Freundschaften weit oben in der Hierarchie, Einzelgänger weiter unten. Anscheinend wollen Raben mit sozialer Macht neue Allianzen verhindern, erklärt der Erstautor der Studie, Jorg Massen: „Sie beobachten ständig die Beziehungen anderer und wissen, wann es zu handeln gilt, um mögliche zukünftige Probleme zu verhindern.“ Ein derart „politisches“ Vorgehen wurde bisher bei keiner anderen Tierart beschrieben. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2014)

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