Stoff aus Sperma hilft gegen Brandwunden

Mögliche Anwendung in Verbandsmaterial.

Spermidin kommt in hoher Konzentration im Sperma, aber auch in vielen Nahrungsmitteln vor. Das Polyamin reguliert das Zellwachstum und verschiedene Stoffwechselprozesse im Körper. 2009 entdeckten Grazer Forscher seine natürliche Anti-Aging-Wirkung. Jetzt untersuchen sie, wie der Stoff künftig auch bei der Regeneration von Brandwunden eingesetzt werden könnte.

Vor fünf Jahren gelang es Frank Madeo vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz zu zeigen, dass Spermidin einen zellreinigenden Mechanismus in Gang setzt. Durch diesen werden Schadstoffe aus der Zelle entfernt und in neue Energie umgewandelt.

Dieser Prozess, „zellulären Schrott“ zu entsorgen, wird Autophagie genannt. „Die aus der Umwandlung von Schadstoffen gewonnene Energie hilft dem Körper eventuell bei der Regeneration“, vermutet Madeo.

Zellsterben reduzieren

Gemeinsam mit Lars-Peter Kamolz von der Klinischen Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie der Med-Uni Graz forscht er nun an einer neuen Methode für die Versorgung von Brandverletzten. Dabei wollen die Forscher Spermidin nutzen, um die Autophagie anzukurbeln. So soll auch das Absterben der Zellen reduziert werden.

Erste Versuche an Tieren zeigen bei Anwendung bereits eine verminderte Schädigung der Haut und der angrenzenden Muskulatur. Areale, die sonst einer Operation bedurft hätten, konnten sich erholen, die Funktionsfähigkeit erhalten werden. Auch das Nachbrennen – wenn nach Entfernen der Hitzeeinwirkung auf die Haut die Verbrennung weiter fortschreitet – wird reduziert. Aktuell arbeiten die Forscher an möglichen Anwendungen: So könnte Spermidin etwa in Verbandsmaterialien integriert werden. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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