Grazer erzeugen Kunstfaser mit Bakterien-Hilfe

Neues Syntheseverfahren für Perlon schont die Umwelt.

Enzyme können als Katalysatoren weitaus effizienter arbeiten als alle bisher vom Menschen erdachten synthetischen Katalysatoren. Grazer Chemiker haben eine auf Enzymen von Bakterien beruhende Möglichkeit gefunden, einen Grundbaustein für die Kunstfaserproduktion umweltfreundlicher und kostengünstiger herzustellen, wie die Universität Graz diese Woche mitteilte.

Um die Polyamidfaser Nylon-6 – auch bekannt als Perlon – herzustellen, werden weltweit jährlich an die 4,2 Millionen Tonnen Epsilon-Caprolactam als Ausgangsstoff für die Polymerisation eingesetzt. „Zur Erzeugung dieser Substanz werden konzentrierte Säuren benötigt, und es fallen giftige Abfallprodukte an“, so Wolfgang Kroutil vom Institut für Chemie der Universität Graz. Sein Team hat einen Weg gefunden, einen alternativen Nylonbaustein umweltfreundlicher und dabei kosten- und ressourcenschonender zu produzieren.

Sechs Enzyme beteiligt

Dazu nimmt man sich die Natur zum Vorbild und setzt auf gekoppelte Enzymreaktionen. „In der Natur stellt jede Zelle eine hocheffiziente Maschinerie dar, die Nährstoffe aufnimmt, verarbeitet und neue Substanzen herstellt. Enzyme überführen die Stoffe in einzelnen aufeinander folgenden Schritten in einer sogenannten Umwandlungskaskade in eine neue Substanz“, sagt Kroutil.

Er beschäftigt sich mit Enzymen als natürliche Katalysatoren, die chemische Prozesse kostengünstiger, umweltfreundlicher und präziser steuern als herkömmliche Katalysatoren. „Wir haben einen Reaktionsweg konstruiert, bei dem unter Einsatz von sechs verschiedenen Enzymen der Grundbaustein für die Herstellung von Nylon-6 entsteht“, sagt Kroutil. Die Enzyme stammen aus verschiedenen Bakterien. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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