Auf dem Mars ist doch Methan – Leben auch?

(c) APA/EPA/NASA/JPL-Caltech/MSSS/HA (NASA/JPL-Caltech/MSSS/HANDOUT)
  • Drucken

Der Nasa-Rover Curiosity hat das lang gesuchte Gas gefunden, und noch etwas: Chlororganika.

Vor etwas über einem Jahr resignierte die Nasa auf ihrer Suche nach Leben auf dem Mars: „Bis zum heutigen Tag haben wir kein Methan auf dem Mars entdeckt.“ Auf dieses Gas haben sich aber alle Hoffnungen konzentriert, seitdem die frühere Hauptspur sich nicht und nicht finden wollte: Wasser, flüssiges. Das hat es zwar früher einmal auf dem Mars gegeben, und in Form von Eis ruht es heute noch in den Böden, aber Wasser speist Leben nur, wenn es flüssig ist.

Also setzte man auf einen anderen möglichen Zeugen für Leben: Methan. Das kann biogen sein, von Bakterien erzeugt, es kann auch geogen sein, von Gestein erzeugt, es kann auch mit kosmischem Staub oder einschlagenden Himmelskörpern aus dem All kommen. Das irdische Methan ist zu 95 Prozent biogen, und man sichtete auch auf dem Mars immer wieder Methan, von Raumsonden aus, die den Planeten umkreisten, sogar von der Erde aus. Aber der Rover Curiosity, der seit 2012 auf dem Mars Proben zieht und analysiert, fand eben nichts.

Nun wird doch gejubelt: Im November 2013 fand man Methan in der Marsluft, zumindest in der über dem Krater Gale, in dem Curiosity unterwegs ist, und sogar relativ viel – 7,2 ppb (Teilchen pro Milliarde) –, es hielt sich bis in den folgenden Januar (Science, 16.12.). Dann war die kleine Wolke wieder weg, man weiß nicht wohin, man weiß auch nicht, woher sie stammt, vermutlich aus dem Boden, aus Clathraten, Käfigen, in denen Methan eingelagert sein kann. Man weiß natürlich auch die Hauptsache nicht: biogen, geogen, aus dem All?

Chlorbenzol, Dichlorpropan

Die Nasa setzte darauf, dass auch bei Entstehung durch Gestein die Entwicklung von Leben gefördert wird. Aber sie hat in diesem Gestein – in mutmaßlichem früherem Sediment auf dem Boden des Kraters – noch etwas gefunden, was nicht per se lebensfreundlich ist: eine Fülle von chlororganischen Verbindungen, Chlorbenzol und Dichlorpropan etwa. Chlorbenzol gibt es auf der Erde nicht als natürliches Vorkommen, in der Chemieindustrie fällt es an, als Zwischenprodukt etwa bei Giften, Herbiziden und Insektiziden (DDT).

Allerdings ist nicht klar, ob die Verbindungen wirklich im Gestein waren oder sich erst in der Hitze der Analyse bildeten, mithilfe von Perchlorat, das auf dem Marsboden häufig ist. Immerhin, schließt John Cortzinger (Caltech), Herr über das Marslabor, aus: Die Verbindungen wurden nur in einer von vier Proben gefunden, sie können also keine Kontamination sein mit Organischem, das von der Erde mitgebracht wurde: „Ihr Kohlenstoff hat sehr wahrscheinlich seinen Ursprung auf dem Mars.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.