Kepler sichtet erdähnlichsten Exoplaneten

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Ein sehr ferner Planet ist nur ein wenig größer und etwas wärmer als unserer. Ob er Leben hat, weiß man nicht.

Über 4000 Exoplaneten wurden bisher gesichtet, die meisten vom Satelliten Kepler, mit dem die Nasa auf der Jagd nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems ist bzw. war, von 2009 bis Mai 2013, seitdem kann Kepler nur beschränkt agieren. Aber was früher anfiel, wird erst Stück für Stück aufgearbeitet, oft in harter Konkurrenz zwischen verschiedenen Gruppen, von denen jede als erste einen Zwilling der Erde aufspüren will. Die meisten gefundenen Exoplaneten kommen dafür nicht infrage, sie sind entweder zu groß oder zu heiß oder zu eisig für Leben, wie wir es uns vorstellen können. Bleiben die, die in der „habitablen Zone“ sind, das ist in einer Entfernung von ihrem Zentralgestirn, die gerade genug Energie bringt, dass es auf dem Planeten flüssiges Wasser geben könnte (wenn es dort überhaupt Wasser gibt, das kann Kepler nicht sehen).

Nicht zu heiß/kalt, richtig groß

Solche Planeten heißen in den USA auch Goldilocks, sie haben den Namen von einem Märchen, in dem ein gelocktes Mädchen sich im Wald verirrt und von Bären bewirtet wird: Das Essen von Papa Bär ist zu heiß, das von Mama Bär zu kalt, erst das von Baby Bär passt. Solche Baby-Bär-Planeten hat man schon einige gesichtet, aber sie brachten ein unvorhergesehenes Problem: Die Portionen auf Goldilocks Teller waren zu groß, auch die von Baby Bär. Man hat bisher nichts gesichtet, was die Größe der Erde hat.

Stattdessen fand man „Supererden“ – sie haben die fünf- bis zehnfache Masse der Erde – in solcher Fülle, dass man vermutet, dass fast zwei Drittel der Sterne der Milchstraße solche Planeten haben. Aber die mögen in der habitablen Zone kreisen, solange sie wollen – Leben in der uns bekannten Form gibt es dort nicht. Denn diese Planeten sind Gasplaneten, keine Gesteinsplaneten wie die Erde. Und Gesteinsplaneten können maximal die 1,6-fache Masse der Erde haben, das wurde gerade auf einem Meeting der American Astronomy in Seattle vorgerechnet.

Eine Gruppe, die kurz darauf ihren Vortrag hielt, konnte aufatmen, die um Douglas Caldwell (Seti Institute, Mountain View): Sie hat in Keplers reichen Datenschätzen einen Exoplaneten gehoben, der nur zwölf Prozent größer ist als die Erde: Er heißt Kepler 438b, ist 475 Lichtjahre weit weg. Er ist zwar etwas größer als der bisher erdähnlichste Kandidat – Kepler 186f –, aber auf dem ist es kalt. Auf 438b hingegen ist es um 40 Prozent wärmer als auf der Erde, und weil er um einen Roten Zwerg kreist – nicht um eine grellgelbe Sonne wie unsere –, hat er vermutlich einen roten Himmel. „Wir können nicht sagen, ob es dort Ozeane mit Fischen und Kontinente mit Bäumen gibt“, berichtet Caldwell der BBC: „Wir wissen nur, dass es vermutlich ein Gesteinsplanet ist, und dass er in etwa so viel Energie erhält wie die Erde.“ (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2015)

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