Wer gewinnt? Das hängt von der Tageszeit ab!

Schwimmer
Schwimmer(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Über den Tag schwankt die Leistung von Sportlern um bis zu 26 Prozent. Dafür sorgt die innere Uhr.

Am Abend wird der Faule fleißig? Ja, der Volksmund hat so unrecht nicht, am Abend kommt der Körper auf Touren, zumindest ist das bei Athleten so, man weiß es schon lang, 1976 ist dem Physiologen Kare Rodahl aufgefallen, dass die Leistung von Schwimmern im Lauf des Tages schwankt, 1991 ging sein Kollege Reily in die Details und schickte 14 Athleten zu verschiedenen Tageszeiten ins Wasser. Die Zeiten verbesserten sich von Stunde zu Stunde, beim Kraulen über 400 Meter waren die Schwimmer um 17.30 und 3,6 Prozent rascher als um 6.30.

Im Durchschnitt, individuell sieht es noch einmal anders aus – den Feinheiten ist Roland Brandstaetter (University of Birmingham) nachgegangen. Er hat bei 121 Athleten – Hockeyspieler und -spielerinnen – zunächst den „Phänotyp der Circadian Clock“ erhoben. Die Circadian Clock ist die innere Uhr, sie schlägt uns allen ungefähr den Rhythmus des Tages und wird jeden Morgen an der Sonne neu geeicht.

Bei „Eulen“ anders als bei „Lerchen“

Aber sie schlägt nicht bei allen von uns gleich: Um die 25 Prozent kommen früh aus den Federn – sie verkörpern den „early circadian phenotype“, den der „Lerchen“ –, ein anderes Viertel bekommt die Augen lang nicht auf, das sind „Eulen“ („late circadian phenotype“), die Restlichen liegen irgendwo dazwischen („intermediate“). Dann wurde die körperliche Leistungsfähigkeit über den Tag hinweg erhoben: Die Körper gaben zu späteren Stunden 11,2 Prozent mehr her.

Aber innerhalb der einzelnen Typen taten sich viel größere Differenzen auf: Die Lerchen waren um 12.19 bei ihren besten Kräften, die Eulen um 19.66. Und bei Letzteren schwankten die Werte über den Tag gesehen um erstaunliche 26,2 Prozent, bei den Lerchen um 7,2 (Current Biology, 29.1.). Nun muss man nur noch gegenrechnen: Bei der Olympiade in Peking hätte der Viertplatzierte im Hundert-Meter-Sprint Silber geholt, wäre er nur ein Prozent rascher unterwegs gewesen: „Wenn man sieht, was ein Prozent für einen Unterschied macht, dann kann man sich vorstellen, was 26 Prozent bedeuten“, schließt Brandstaetter. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2015)

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