Die Haut eines Haifischs nachbauen

AUSTRALIA SHARKS
AUSTRALIA SHARKS(c) EPA (Julian Smith)
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Die feinen Rillen der Haifischhaut sind Vorbild für technologische Anwendungen. Ein junges Grazer Unternehmen exportiert Produkte in alle Welt.

Eigentlich wollten sie ihr Rennauto schneller machen. Andreas Flanschger und Peter Leitl lernten sich im TU Graz Racing Team, dem Studierenden-Rennstall der TU Graz, kennen. Aus dem Gedanken, die feinen Rillen in der Haut eines Haifischs zu imitieren und so den Reibungsanteil des Luftwiderstands zu reduzieren, wurde eine Geschäftsidee.

Noch neben dem Studium gründeten die beiden 2009 mit nur 25 und 27 Jahren eine Firma. Heute, rund sechs Jahre später, exportiert Bionic Surface Technologies Produkte in die ganze Welt: fein strukturierte Oberflächen für Flugzeuge, Windkraftwerke oder Sportartikel.

Das Grundprinzip ist relativ einfach: „Die Schuppen schnell schwimmender Haie folgen einer ganz besonderen Geometrie. Sie sind in schmale Rillen gegliedert, die den Reibungswiderstand verringern“, sagt Geschäftsführer Andreas Flanschger. Die sogenannten Riblets, so die englische Bezeichnung für die kleinen Rippchen, bauen die Technikabsolventen und ihr mittlerweile zehnköpfiges Team nach.

Sie entwickeln Mikro- und Nanostrukturen für unterschiedliche Bereiche, die Technologie ist längst zum Patent angemeldet. „Je nach Anwendung bringen wir Strukturen auf Folien oder Lacke auf oder direkt in ein Endprodukt“, sagt Technikchef Leitl.

Das Ergebnis: Der Reibungswiderstand bei einem Flugzeug reduziert sich um die Hälfte. Es wird dadurch aber nicht nur schneller, sondern spart auch Kerosin. Mitte Februar startet etwa ein mit österreichischer Technologie beschichtetes Flugzeug beim Air Race in Abu Dhabi. „Wenn alle den gleichen Motor haben, ist die Aerodynamik entscheidend“, so Leitl.

Energie von Sportlern schonen

Den Haifischeffekt machen sich aber auch Extremsportler zunutze. „Im Spitzensport muss der Energiehaushalt des Sportlers geschont werden“, sagt Flanschger. Dazu werden Radfelgen speziell beschichtet. Gemeinsam mit europäischen Partnern startet gerade ein weiteres Forschungsprojekt: Das Wissen aus Graz soll für die Windkraft genutzt werden. Interesse gibt es auch vom Militär, aber da darf Flanschger nichts Näheres verraten.

Wie war es, als Student ein Unternehmen zu gründen? Man denke in dem Alter weniger an das Risiko, das es mit sich bringt, mit einer neuen Technologie in einer Nische auf den Markt zu gehen, sagt er heute. Geholfen hätten damals aber jedenfalls Startfinanzierungen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG und eine PreSeed-Förderung der Austria Wirtschaftsservice GmbH, kurz AWS.

Die ursprüngliche Idee, die Technologie für Autos zu nutzen, haben sie inzwischen allerdings aufgegeben: „Das bringt wenig, ein Auto verhält sich aerodynamisch wie ein Brett im Wind“, so Flanschger. Das studentische Rennauto siegte seinerzeit aber auch so. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2015)

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