Pinguine kennen nur Salziges und Saures

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Ihnen fehlen intakte Gene für die anderen Geschmacksrichtungen.

Die Geschmackswelt der Pinguine ist arm. Von den fünf grundlegenden Geschmacksrichtungen nehmen sie nur zwei wahr: Die Fische, die sie fressen, schmecken für sie nur salzig und/oder sauer. Ihnen fehlen intakte Gene für die anderen drei Typen von Geschmacksrezeptoren. Das stellten Forscher um Jianzhi Zhang (University of Michigan) durch Genomanalyse fest (Current Biology 25/4, R142).

Dass den Pinguinen der Sinn für Süßes abgeht, verwundert nicht. Er fehlt bei vielen Fleischfressern, etwa Katzen; und die meisten Vögel haben keinen Rezeptor für Süßes. Auch der bittere Geschmack scheint verzichtbar: Er dient vor allem als Warnung vor giftigen und schwer verträglichen Pflanzen.

Wieso schmecken sie Umami nicht?

Aber der fünfte Geschmack, das für Fleisch typische Umami (am ehesten mit herzhaft oder pikant zu übersetzen), sollte für Pinguine doch wichtig sein. „Pinguine essen Fisch, also würde man glauben, dass sie die Rezeptorgene für Umami haben“, sagt Zhang. Er hat auch schon eine Erklärung: Die Gene seien nicht verloren gegangen, weil sie verzichtbar waren, sondern weil die Pinguine in zu kalten Gegenden leben. Im Gegensatz zu den Rezeptoren für Saures und Salziges – die Ionen registrieren – sind jene für Bitteres, Süßes und Umami – die aus miteinander nahe verwandten Proteinen bestehen – nämlich temperaturempfindlich: Wird es zu kalt, dann funktionieren sie nicht mehr.

Überhaupt scheinen die Pinguine keine Feinschmecker zu sein: Sie verschlingen die Fische im Ganzen, und ihre Zungen haben gar keine Geschmacksknospen, sondern sind von einer dicken, hornartigen Schicht überzogen. Sie dienen offenbar nicht dem Schmecken – bei Vögeln sitzen die Geschmacksknospen eher im Rachen –, sondern dazu, die Beute zu fangen und festzuhalten.

Offen sei, so Zhang, ob die Fressgewohnheiten der Pinguine ein Grund oder die Folge ihres Verlusts an Geschmackssinn sind. Dieser sei jedenfalls nicht rückgängig zu machen, auch wenn viele Pinguine heute nicht mehr in ihrem Ursprungsgebiet, der Antarktis, leben, sondern in wärmeren Gefilden. Wenn Gene einmal durch Mutationen funktionslos geworden sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie wieder intakt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2015)

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