Kommunikation: So klingt Balzen bei Seepferdchen

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Ungewöhnlich für Fische: Bei Seepferdchen geben auch die Weibchen Balzlaute ab. Das tun sie, wenn sie die Eier an ihren – monogamen – Partner übergeben. Männchen und Weibchen „klicken“ drei Tage lang.

Dass Fische nicht stumm sind, wissen Forscher schon lang. Friedrich Ladich, Zoologe der Uni Wien, misst seit Jahren in seinem Hightechlabor das Grunzen, Knattern und Quietschen von Fischen. „Meist geben Männchen Balzlaute ab, um Weibchen anzulocken. Doch bei Seepferdchen ist das anders“, sagt Ladich. Es war anzunehmen, dass die Kommunikation der anmutigen Fische ungewöhnlich ist. Immerhin ist deren ganze Fortpflanzung einzigartig: Die Weibchen geben die Eier in die Bauchtasche der Männchen ab, diese befruchten sie und tragen die Jungen aus.

Dass viele Seepferdchen monogam sind, kommt wohl daher, dass sie so langsam schwimmen und es schwierig ist, neue Partner zu finden. „Sie sind leichte Beute für größere Fische, daher ist häufige Partnersuche riskant“, sagt Ladich. Mit der Aufzucht von Seepferdchen kennen sich Biologen im Haus des Meeres aus, dort wird das „Langschnäuzige Seepferdchen“ gezüchtet und gehalten. Besucher können die Tiere dort gut sehen und ihre Kommunikation hören. Die an Aquarien gewöhnten Tiere waren ideal für die Verhaltensstudie im Labor mit Unterwassermikrofonen. Durchgeführt wurden die Aufnahmen von einer brasilianischen Dissertantin, die an den Seepferdchen bereits in ihrer Heimat geforscht hatte.

Tatsächlich sind die Weibchen nicht so stumm wie Fischweibchen im Allgemeinen. „Männchen und Weibchen geben während der drei Tage dauernden Balz Klicklaute ab, die mit einem Gelenk im Genick erzeugt werden. Je näher die Eiabgabe des Weibchens rückt, umso häufiger werden die Klicks bei beiden“, sagt Ladich. Auch beim Fressen klicken Seepferdchen: „Es ist mehr als nur ein Nebengeräusch beim ,Saugschnappen‘ nach kleinen Krebschen, und es ist ungewöhnlich, da Raubfische sie durch die Laute schneller finden.“

Grummeln zur Abschreckung

„Vielleicht wollen Seepferdchen aber ihre Gruppenmitglieder auf die Nahrungsquelle aufmerksam machen.“ Details soll nun eine Masterarbeit in den Laboraquarien der Uni Wien herausfinden. Auch der dritte Laut der Seepferdchen ist noch unerforscht: Werden sie gefangen, grummeln sie in tiefen Tönen. Das spürt man als Vibration, wenn man ein Seepferdchen festhält. „Man vermutet, es soll den Angreifer abschrecken oder verwirren“, so Ladich. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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