Gentechnik: Auferstehung von Mammut in Elefanten?

(c) EPA (Peter Kollanyi)
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US-Spezialist will Elefanten Gene von Mammuts einbauen und sie so fit machen für Sibirien.

Vor 3600 Jahren gingen die letzten, ihre Größe – 3,4 Meter Schulterhöhe, sieben Tonnen Gewicht – konnte sie nicht mehr schützen, ein Stärkerer war gekommen, der Mensch mit seinen Waffen. Der rottete auf der ganzen Erde fast alle Elefanten aus, auch die Kolosse im Norden, die Mammuts, am Ende jene in Sibirien. Nun sollen sie wieder auferstehen, durch den Menschen mit seiner Wissenschaft, seit den Neunzigerjahren geistern entsprechende Pläne durch Labors und Schlagzeilen, es begann in Japan mit der Mammoth Creation Society: Die wollte Mammutrohmaterial aus dem sibirischen Permafrost holen, zunächst war von Sperma die Rede, aber das hielt sich nicht einmal im Eis der Böden.

Deshalb setzte man auf Gene, man konnte auch zeigen – an Mäusen –, dass sie lange Tiefkühlperioden überdauern. Aber Jahrtausende? Von der Mammoth Creation Society hat man lang nichts gehört, ernster zu nehmen ist schon Hwang, der Südkoreaner, der als Stammzellenfälscher in die Geschichte einging, zugleich aber die Technik des Klonens beherrscht wie kaum ein anderer, viele Arten hat er geklont, auch Hunde, US-Amerikaner legen hunderttausende Dollar für die Wiederkehr ihrer verstorbenen Lieblinge an. Hwang hat vor zwei Jahren angekündigt, dass er sich auch Mammuts vornehmen will, es ist wohl nicht einfach: Auch ganze Genome haben sich im Permafrost nicht erhalten. Immerhin, man hat genug Funde sequenziert, um das Genom zu 80 Prozent zu kennen. Dann muss man es nur noch haben, daran arbeitet die synthetische Biologie, sie hat schon aus Genbausteinen – erhältlich im Fachhandel – Viren und Bakterien gebaut. Aber das Mammutgenom ist riesig, das traut sich derzeit nicht einmal der Guru der Zunft zu, George Church (Harvard): Er treibt die Idee der Deextinction voran, des Zurückholens ausgerotteter Arten; und er ist kein Träumer, er treibt auch eine hoch präzise Technik voran, die Genome punktgenau aufschneidet und dort erwünschte Ergänzungen platziert.

Kälteresistenz: Viel Fell, kleine Ohren

Exakt das hat Church nun nach eigenem Bekunden mit Mammuts bzw. Elefanten getan: Er hat in Zellen von Indischen Elefanten – die sind die nächsten Verwandten der Mammuts, von denen sich die Elefanten vor sechs Millionen Jahren getrennt haben – 14 nachgebaute Gene von Mammuts eingebaut.

„Wir nehmen an, dass der Asiatische Elefant im Wesentlichen ein mutiertes Mammut ist, das Schwierigkeiten damit hat, bei minus 50 Grad zu leben“, erklärte Church der Sunday Times. Exakt das soll ihm ermöglichen, was es vom Mammut bekommt: „Wir haben Gene bevorzugt, die mit Kälteresistenz zusammenhängen“, dichtes Fell, kleine Ohren, viel Fett unter der Haut. Dann hätte man eine neue Art: Mammufanten, Chimären aus Mammuts und Elefanten.

Das funktioniert, bisher allerdings nur in Zellkulturen von Elefanten, und Details sind nicht publiziert, Church propagiert seine Sensationen gern über entsprechende Blätter. Ernst zu nehmen ist er doch, er hat schon ein Bakterium mit völlig neuen Genen ausgestattet, er arbeitet auch an zielgenauen Veränderungen menschlicher Gene. Jetzt geht es ihm (noch) nicht um ganze Mammuts. Er will vielmehr die Elefanten retten – in der Kälte des dünn besiedelten Nordens –, und das Klima gleich mit: Die Mammufanten sollen die Landschaft so verwandeln, dass sie der globalen Erwärmung entgegenwirkt. Wie? Das hat Church nicht wissen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

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