Auf dem Holzweg zur Erinnerung

Sparkling Science. Österreichs Bauern verwendeten noch vor knapp 100 Jahren fast 50 verschiedene Holzarten in ihren Betrieben. Schüler wollen die vergessenen Hölzer neu beschreiben und aufwerten.

Die Industrialisierung ersetzte Holz als Rohstoff, aber nur sehr langsam. Holz war billig, leicht zu beschaffen und vielseitig verwendbar. Die Bauern kannten die verschiedenen Qualitäten der Hölzer in ihren Wäldern. Etwa verwendeten sie die Berberitze für ihre Rechenzähne, weil sie ein kleiner, zäher Strauch ist. Sie fertigten aus den relativ dünnen, aber stabilen Ästen der Kornelkirsche Leitersprossen. Sogar Uhrmacher benutzten neben Metallen noch Hölzer für die Feinmechanik. Die hölzernen Zahnräder bestanden aus dem harten, zähen und gleichzeitig elastischen Holz der Elsbeere.

„Ziel des Sparkling-Science-Projekts ,Wert-Holz‘ ist es, die vergessenen Holzarten wieder bekannt zu machen“, sagt Michael Grabner vom Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe der Boku Wien. Es gehe im vom Wissenschaftsministerium finanzierten Projekt darum, die Holzarten ausfindig zu machen und sie auf ihre Eigenschaften hin zu prüfen, um dann wieder Produkte aus den Hölzern generieren zu können. Grabner las sich in historische Literatur ein, um die Verwendungsarten aufzuspüren. Er fand in den Sachbüchern vom späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, dass im Hauswesen bis zu 49 Holzarten benutzt wurden.

Gemeinsam mit Schülern der HBLA für Forstwirtschaft Bruck an der Mur und der HTL Mödling will er den Nutzen dieser Hölzer wieder in Erinnerung rufen. Die Schüler liefern aus den österreichischen Wäldern Hölzer, die dort noch wachsen, aber nicht mehr gehandelt werden. Gemeinsam mit Förstern suchen sie die unbenutzten Gattungen. Dann überprüfen sie in ihren Schulen die Dichte, Festigkeit und Elastizität der Hölzer. Am Ende können sie ihre Ergebnisse mit den alten Sachbüchern abgleichen und die Verwendungsbereiche neu beschreiben.

„Natürlich werden wir mit unseren Ergebnissen noch immer bekannte und benutzte Holzarten, wie etwa die Buche, nicht ersetzen. Wir wollen aber zeigen, dass auch scheinbar unbrauchbare Gehölze und Sträucher genutzt werden können“, sagt Grabner.

Zu finden seien die Hölzer beinahe alle, da sie seit Jahrhunderten in unseren Breiten wachsen. Das Forstamt in Wien forstete viele der selten gewordenen Bäume und Sträucher wieder auf, einige davon auch auf der Wiener Donauinsel. (por)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2015)

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